Edgar Gleiß war über 30 Jahre Schulleiter in Achern
Ein letztes Mal tragen die Planungen für das kommende Schuljahr die Handschrift von Edgar Gleiß. Über 30 Jahre lang war der 65-Jährige Rektor der Grund- und Werkrealschule Achern, nun ist er offiziell im Ruhestand. Neben seinen persönlichen Notizen war es
Gleiß besonders wichtig, all die Dinge mitzunehmen, die er im Laufe der
Jahre von seinen Schülern geschenkt bekommen hat – Bilder, einen
gebastelten Pokal und vor allem das von Schülern gemalte Porträt, das
vor seinem Büro hing. „Auch das letzte Kollegiumsbild und den letzten
Schuljahresplan wollte ich unbedingt mitnehmen“, betont Gleiß.
Mit Herz und Leidenschaft prägte er jahrzehntelang die Schule, ganz leicht
fiel ihm der Abschied nicht, zumal mit dem kommenden Schuljahr die
Gemeinschaftsschule eingeführt wird, die Gleiß „sehr am Herzen“ liegt.
„Dennoch ist der Zeitpunkt zu gehen der richtige für mich. Und eine
Chance für meinen Nachfolger, von Anfang an mit dabei zu sein und die
Gemeinschaftsschule weiterzuentwickeln“, betont Edgar Gleiß.
Eigentlich hat sich Gleiß, der 1969 an der Heimschule Lender in Sasbach Abitur
machte, nie vorstellen können, Lehrer zu werden. Schuld war die damals
unantastbare Autorität der Lehrer, die beispielsweise eine andere
Meinung niemals akzeptierten. „Wir waren einfach gebrannte junge
Menschen.“ Psychologie oder Jura, das konnte er sich aber vorstellen.
Als Edgar Gleiß dann bei der Bundeswehr als Hilfsausbilder in Achern
unterrichtete und außerdem Jugendtrainer beim SV Fautenbach war, stellte
er fest, dass ihm das Unterrichten doch sehr viel Spaß machte. „Ich
habe mich dann in Freiburg an der Uni für Jura beworben und gleichzeitig
auch an der Pädagogischen Hochschule“, erzählt er. Er entschied sich
für die PH und trat in der Grundschule in Bühl-Neusatz 1974 seine erste
Lehrerstelle an. 1976 wechselte er an die Grund- und Hauptschule in
Bühl, 1981 wurde er Konrektor an der Hauptschule in Kehl-Bodersweier.
„1984 habe ich mich dann in Achern beworben“, so Gleiß.
Manchmal habe er sich rückblickend überlegt, ob es gut war, so lange zu bleiben
und nichts anderes zu machen. „Man wollte mich auch im Schulamt haben“,
erzählt Gleiß. Doch er habe sich seinen Schülern gegenüber in der
Pflicht gefühlt – „und das ging am besten direkt vor Ort in der Schule“.
Zu seinen wichtigsten Verdiensten als Schulleiter zählt er die
Ernennung der Schule als Standort für die zehnte Klasse 1993, den ersten
Berufsinformationstag 1996, die Einführung des musischen Projekts in
der Grundschule 2006, den Landessieg im Wettbewerb „Starke Schule“ 2013
und natürlich die Einführung der Gemeinschaftsschule im kommenden
Schuljahr. Nach seinen ganz persönlichen Highlights gefragt, muss Gleiß
nicht lange überlegen: „Immer dann, wenn mir ein Schüler gesagt hat,
dass ich gerecht war, war das für mich das größte Kompliment, das ich
bekommen konnte.“
Edgar Gleiß ist ein echtes Acherner Kind. „Ich wohne in Gamshurst, arbeite in Achern und komme aus Fautenbach. Das war immer mein Spruch“, sagt er. „Platziert“ sei er in seiner Heimat, nicht
nur als ehemaliger Vorsitzender des SV Fautenbach (1988 bis 2007),
sondern auch als Kommunalpolitiker. Seit 1984 ist er Ortschaftsrat in
Gamshurst, seit 1989 sitzt er für die Freien Wähler im Acherner
Gemeinderat – in den vergangenen drei Wahlperioden mit der zweithöchsten
Stimmzahl –, seit sechs Jahren ist er außerdem Mitglied des Kreistags.
So ist sich Gleiß sicher: „Ich werde einen Weg für mich finden, mich
weiterhin noch sinnvoll zu beschäftigen und zu fordern. Ich denke, dass
ich dem Gemeinwohl mit meinem außerschulischen Engagement auch weiter dienen kann.“
Erst vor wenigen Tagen wurde er bei der Gründung des Vereins „Regionalentwicklung Ortenau“ in Achern als Beisitzer im Vorstand für die Bildungsregion Ortenau gewählt. Er werde aber nie der
Rentner sein, der von morgens bis abends ausgebucht sein wird. Wandern
in Südtirol, das Loiretal mit seinen Schlössern und viele andere
Unternehmungen mit seiner Frau Barbara, mit der er seit 1974 verheiratet
ist und zwei Söhne hat, außerhalb der Ferien stehen jetzt an. Im Kopf
sei er noch immer jung, rasten um zu rosten, will er auf gar keinen
Fall. Und so freut er sich auch auf mehr Sport: Rennrad oder Tennis mit den Fußballkumpels.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.