Bau-Innung
Geschäftslage ist noch gut, aber Aufträge sind rückläufig
Achern (st) Die Geschäftslage in der regionalen Bauwirtschaft ist derzeit noch gut. Allerdings haben sich die Aussichten aufgrund gestiegener Material- und Energiekosten sowie höherer Zinsen spürbar eingetrübt. „Wir zehren momentan von den großen Auftragsüberhängen aus den Vorjahren. Vor allem im Wohnungsbau hat sich die Nachfrage aber deutlich abgeschwächt“, erklärte Obermeister Karl Früh bei der Jahreshauptversammlung der Bau-Innung Achern-Kehl-Offenburg. Die Bauwirtschaft, so Früh, befinde sich durch die Klima- und Energiewende in einer Umbruchphase. Damit seien aber auch erhebliche Chancen für die Unternehmen verbunden: „Die Baubranche wird gebraucht, um die Klimawende zu meistern. Man denke nur an den riesigen Gebäudebestand, der energetisch saniert werden muss. Oder an die hohen Anforderungen im klimafreundlichen Neubau. Die Bauunternehmen stehen bereit, diese gewaltigen Aufgaben anzupacken“, versicherte der Obermeister.
Kritik an Förderpolitik
Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, kritisierte die verfehlte Förderpolitik der Bundesregierung, die den Einbruch im Wohnungsbau mitverursacht habe. Er forderte von der Politik ein Bündel von Maßnahmen, um die Investitionsbereitschaft zu erhöhen. So müssten die Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau massiv aufgestockt werden. Zudem müsse der Bund die Neubauförderung deutlich ausweiten. Zusätzlich brauche es verbesserte degressive Abschreibungsmöglichkeiten im Mietwohnungsbau. „Der Baubedarf ist enorm. Die Politik muss jetzt die Rahmenbedingungen schaffen, um die notwendige Dynamik im Wohnungsbau zu erzeugen“, verlangte Möller.
Die Jahreshauptversammlung fand im Übrigen direkt am Ufer eines Baggersees statt, wo Armin Ossola, Geschäftsführer der Ossola GmbH in Kappelrodeck, die firmeneigene schwimmende Photovoltaikanlage präsentierte. Als Pionier der Energiewende hatte das Unternehmen die Anlage vor wenigen Jahren installiert, um sein Kieswerk vor Ort mit selbst erzeugtem Strom zu versorgen. Heute produzieren die rund 2.300 Solarmodule jährlich etwa 800.000 Kilowattstunden Strom. Knapp zwei Drittel davon werden für den Kiesabbau genutzt, ein Drittel fließt ins öffentliche Netz. „Durch die Anlage sparen wir pro Jahr 560.000 Tonnen CO2 ein“, erläuterte Armin Ossola stolz. Wirtschaftlich rechnet sich die Eigenstromproduktion, zudem ist die Firma nun besser gegen Energiepreissteigerungen gewappnet. Insgesamt nimmt die Solaranlage rund zwei Prozent der Fläche des 45 Hektar großen Sees ein.
Christopher Schüle, Klimaschutzmanager des Ortenaukreises, warnte in seinem Vortrag, dass Klimamodelle für den Oberrheingraben in den nächsten Jahrzehnten einen starken Temperaturanstieg vorhersagen. Der Landkreis habe deshalb umfangreiche Gegenmaßnahmen ergriffen. Unter anderem beteiligt er sich am Klimaschutzpakt Baden-Württemberg. Außerdem wurde ein Klimaschutzkonzept entwickelt, das von der Potenzialanalyse über eine Handlungsstrategie bis hin zu konkreten Maßnahmen reicht. Ziel ist es, den Landkreis bis 2045 klimaneutral zu machen.
Solide Haushaltsentwicklung
Um Zukunftsperspektiven ging es auch bei der Präsentation des BauTrailers der Nachwuchskampagne „Bau – Dein Ding“. Dabei handelt es sich um einen mobilen Messeanhänger, der mit Hilfe modernster Multimediatechnik anschaulich und spannend umfassendes Wissen über die Bauberufe vermittelt. Rund 70 Schüler aus der Region nutzten an diesem Tag die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der faszinierenden Berufspraxis am Bau zu machen. „Eine Ausbildung in der Bauwirtschaft bietet jungen Menschen attraktive Tätigkeitsfelder, ausgezeichnete Entwicklungschancen und sehr gute Verdienstmöglichkeiten. Das ist die Botschaft des Bautrailers“, so Obermeister Früh. Hintergrund der Kampagne ist der hohe Bedarf an Fach- und Führungskräften in den Bauunternehmen. In den kommenden Jahrzehnten sind gewaltige Bauaufgaben zu bewältigen – im Wohnungsbau, im Verkehrswegebau und im Baubestand. Daher wirbt die Branche intensiv um Nachwuchs.
Innungsgeschäftsführerin Susanne Drotleff konnte rückblickend von einer soliden Haushaltsentwicklung berichten. Vorstand und Geschäftsführung wurden einstimmig entlastet. Nach einem regen Jahr 2022 plant die Innung auch für 2023 und 2024 wieder zahlreiche Aktivitäten, darunter eine Mitgliederreise nach Krakau.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.