Rudolf Heidler: Erfolgreiche Schaffenszeit
Liebesbeziehung mit Musik
Achern. "Musik ist mein Leben", sagt Rudolf Heidler, ehemaliger städtischer Musikdirektor in Achern und Kenzingen. Und das auch im Ruhestand, den er seit Anfang November genießt. Der Abschied vom aktiven Dienst sei ihm schon sehr schwergefallen, gesteht der sympathische Vollblutmusiker. In seinem neuen Alltag hat er jetzt aber deutlich mehr Zeit für sein eigenes Spiel. "Nachdem ich um 6 Uhr eine Stunde mit dem Hund draußen und danach noch eine Stunde im Fitnessstudio war, gehört der Rest des Vormittags dem eigenen Spielen." Dies sei beim normalen Arbeitsalltag auf der Strecke geblieben. Der 65-Jährige spielt Klarinette, Saxophon, Querflöte und Klavier. "Dafür jetzt wirklich Zeit zu haben, ist ein tolles Gefühl", sagt er.
Denn der Antrieb für das Musikstudium sei es gewesen, Musik machen zu wollen. 1978 schloss er sein Studium Orchestermusik-Klarinette mit Auszeichnung an der Musikhochschule Karlsruhe ab. Danach war er 15 Jahre Klarinettist im Sinfonieorchester des SWF. Daneben erlangte er noch den Prädikatsabschluss im Fach Saxophon-Musikpädagogik.
Dass er überhaupt den Beruf des Musikers ergriff, war auch eine Bauchentscheidung, denn als Jugendlicher war Heidler auch ein sehr begabter Leichtathlet. "Mit 16 Jahren habe ich mit dem Klarinetten-Unterricht angefangen, der mir wahnsinnig viel Spaß gemacht hat", erzählt er. Sein damaliger Trainer habe ein feines Gespür dafür gehabt, wenn man irgendwie nicht hundertprozentig bei der Sache war. Er habe ihn dann vor die Wahl gestellt: Sport oder Musik. Beides gehe auf entsprechendem Niveau nicht. "Ich bin ein Bauchmensch: Ich habe die Sporttasche fallen gelassen und bin gegangen. Seitdem habe ich nur noch Musik gemacht", schildert Heidler. "Music is my first love", sagt er lachend.
Fast 700 Preise wurden insgesamt gewonnen
Mit seinem Enthusiasmus für die Musik hat Heidler seit 1982 unter anderem als Dirigent der Stadtkapelle Achern und als Leiter der Musik- und Kunstschule Achern-Oberkirch unzählige Schüler angesteckt. Und die Erfolgsbilanz ist beeindruckend. Insgesamt 692 Preise wurden unter seiner Ägide erreicht, beispielsweise bei dem Wettbewerb "Jugend musiziert".
Trotz seines Ruhestandes und der Vielzahl der Schüler, die er unterrichtete, ist der Kontakt zu vielen Ehemaligen nicht abgerissen. "Die Beziehungen zu den Schülern ist beeindruckend gut", sagt er stolz. Viele, die eine Musikkarriere eingeschlagen haben oder wollen, fragen ihn auch heute noch um Rat. Sein Wissen hat Heidler immer gerne weitergegeben, aber er verlangte auch Einsatz. Als Lehrer sei er durchaus streng gewesen. "Kinder müssen sich täglich mit dem Instrument beschäftigen wollen. Die Zeit an der Musikschule war eine tolle Zeit", resümiert er. Einige seiner Schüler haben es weit gebracht, beispielsweise als Solo-Klarinettist beim Bayerischen Rundfunkorchester.
Die Musik hat für Heidler eine ganz besondere Kraft. Sie sei sein Ausgleich für alles und helfe auch über negative Erlebnisse und Phasen hinweg. "Mein Professor, der durch sein musikalisches Können die russische Kriegsgefangenschaft überlebt hatte, hat immer gesagt: 'Mit Musik hat man nur Vorteile im Leben.' Das hat mich immer besonders fasziniert", schwärmt er. Musik sei gelebte Emotion, so Heidler. Und weiter: "Beim Spielen muss man das Herz der Zuhörer erreichen. Das ist essentiell."
Wenn er an die Höhepunkte zurückdenkt, fällt ihm spontan das 200-jährige Jubiläum der Stadt Achern ein. Die Stadtkapelle Achern spielte zusammen mit den Opernklassen der Musikhochschule Karlsruhe "Die Zauberflöte". Dafür die Noten zu bekommen, sei gar nicht so einfach gewesen. "Diese Noten wurden eigens für Blasorchester für das Rundfunkorchester Leipzig geschrieben und waren an der dortigen Bläserakademie unter Verschluss", erzählt er. Erst nachdem die Stadt Achern eine Anfrage gestellt hat, habe man die Noten bekommen.
Wenn er dann doch einmal seine Instrumente oder sein aktuelles Buch aus der Hand legt, betätigt er sich handwerklich. Die großen Holzblumenkübel in seinem Garten zeigen, dass er auch hierin Talent hat. Auf die Frage, ob er nochmal als Dirigent tätig wird, antwortet er mit einem Lächeln: "Kommt Zeit, kommt Stab." Matthias Kerber
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