Sonntagsporträt
Gerold Weber – Pionier in Sachen erneuerbarer Energien

"Bei jeder neuen Technologie gibt es drei Phasen", sagt Gerold Weber. "Erst wird sie belächelt, dann von Traditionalisten bekämpft, später kommt der Durchbruch. Ich würde sagen: Ja, jetzt ist die erneuerbare Energie in den Köpfen verankert." | Foto: Michael Bode
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  • "Bei jeder neuen Technologie gibt es drei Phasen", sagt Gerold Weber. "Erst wird sie belächelt, dann von Traditionalisten bekämpft, später kommt der Durchbruch. Ich würde sagen: Ja, jetzt ist die erneuerbare Energie in den Köpfen verankert."
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Achern Gerold Weber ist ein leidenschaftlicher Schrauber. Als Kind war es das Fahrrad, als Jugendlicher das Mofa und später nahm er samstags gerne mal das Motorrad auseinander, um es anschließend wieder zusammenzusetzen. Deshalb war für den Önsbacher schon früh klar: Nach der Hauptschule will er eine Ausbildung als KFZ-Mechaniker machen. Und weil doppelt besser hält, setzte er noch eine Lehre als Karosseriebauer obendrauf. So konnte er nicht nur Bremsen, Vergaser und Motoren, sondern ebenfalls Blechschäden reparieren. "Fahrzeuge haben mich einfach interessiert", sagt der heute 60-Jährige. Sogar eine eigene Werkstatt war das Ziel, weshalb Gerold Weber die Meisterprüfung ablegte.

Es gab keine Firma für Solarinstallationen

Tatsächlich kam es aber anders. Auslöser war ein Nachbar, der in seinem Haus eine Solaranlage einbaute, damals ein Novum. Der 25-jährige Weber war fasziniert. Da im Elternhaus eine Badsanierung anstand, schlug er seinem Vater vor: "Lass uns das auch machen." Das Problem: "Man konnte die Komponenten kaufen, es gab aber keine Firmen für die Installation." Also spuckten Vater und Sohn in die Hände und machten sich an die Arbeit. Das Ergebnis überzeugte und Gerold Weber hatte Blut geleckt.
Es war nicht nur die Arbeit selbst, sondern vor allem auch die Ideen, die dahinter steckten – wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz. "Ich bin ein Überzeugungstäter", betont Gerold Weber. "Es war damals schon klar, dass es so nicht weitergehen kann."

Gruppe von Begeisterten

"Wir waren eine kleine Gruppe von Begeisterten", erzählt er. Tagsüber arbeitete Weber in seinem Beruf, in der Freizeit beschäftigten er und seine Mitstreiter sich damit, die Solarkraft voranzubringen. Das galt ganz real auf Baustellen, aber auch ideell durch Informationsveranstaltungen. Dabei erkannte der KFZ-Meister bald, dass dies auch ein Modell für die Selbstständigkeit sein könnte. Schließlich kündigte er 1996 seine Arbeitsstelle und wurde in der Region zum Pionier in Sachen erneuerbarer Energien. Was mit einem Ein-Mann-Betrieb in der elterlichen Garage in Önsbach begonnen hat, ist heute die Gerold Weber Solartechnik GmbH mit einem ansehnlichen Firmensitz in Achern-Mösbach und 28 Mitarbeitern. Nach und nach wurde das Leistungsspektrum im Bereich erneuerbarer Energien erweitert.

Bülent Ceylan

"Ich hatte nie Zweifel, dass sich die erneuerbaren Energien durchsetzen werden", sagt Gerold Weber. "Aber wenn man im System steckt und davon leben muss, fragt man sich manchmal, warum es die Leute nicht schneller verstehen." So verdiente in den Anfangsjahren Ehefrau Astrid als Technische Zeichnerin das Geld für Miete und Essen. Weber musste eine Menge Aufbauarbeit leisten. Er setzte dabei auf Sachinformation und Unterhaltung. Lockte mit Filmen wie "Chocolat" im Open-Air-Kino auch solche Menschen auf das Firmengelände, die den Weg dorthin sonst nicht gefunden hätten. Sogar der damals noch unbekannte Bülent Ceylan trat in Mösbach auf.
Gerold Weber mag Kabarett und Konzerte von Klassik bis Jazz. Außerdem unterstützt er seine Frau, die im Vorstand der Deutschen Hilfe für Missionarskrankenhäuser aktiv ist, bei Projekten und organisiert Oldtimer-Veranstaltungen. "Ich habe einen Faible für Dinge, die eine Geschichte haben", so der 60-Jährige, der selbst mehrere Oldtimer besitzt und gerne an ihnen arbeitet. Er ist eben ein leidenschaftlicher Schrauber. 
Anne-Marie Glaser

"Bei jeder neuen Technologie gibt es drei Phasen", sagt Gerold Weber. "Erst wird sie belächelt, dann von Traditionalisten bekämpft, später kommt der Durchbruch. Ich würde sagen: Ja, jetzt ist die erneuerbare Energie in den Köpfen verankert." | Foto: Michael Bode
Gerold Weber | Foto: Michael Bode

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