Edmund Seifert reicht Staffelstab weiter
Der Lotse geht von Bord

Edmund Seifert zieht sich zum Jahreswechsel als Geschäftsführer von Möbel Seifert zurück und übergibt an seinen Neffen Emanuel. | Foto: Michael Bode
  • Edmund Seifert zieht sich zum Jahreswechsel als Geschäftsführer von Möbel Seifert zurück und übergibt an seinen Neffen Emanuel.
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Achern. "Ganz leicht fällt mir der Abschied nicht, aber die Entscheidung steht seit zwei Jahren fest", sagt Edmund Seifert, Geschäftsführer des gleichnamigen Möbelhauses, der zum Jahreswechsel seinen Ruhestand antritt. Seit April 1979 leitete er die Geschicke des traditionsreichen Möbelhauses in Achern zusammen mit seinem Bruder Rudolf in vierter Generation. Mit seinem Neffen Emanuel Seifert, der für ihn nachrückt, schlägt das Unternehmen ein neues Kapitel auf und geht in die fünfte Generation.

Tradition ist etwas, das Edmund Seifert wichtig ist. Wenn er über die Geschichte des Unternehmens und damit auch über Familiengeschichte spricht, merkt man schnell, dass er in seinem Element ist. "Man muss die Vergangenheit würdigen, um die Zukunft gestalten zu können", sagt er. Und die Vergangenheit des Unternehmens hat durch Edmund Seifert in den vergangenen Monaten eine ganz besondere Würdigung erfahren.

Im zweiten Obergeschoss des Möbelhauses hat er den "Raum der Tradition", wie er ihn nennt, geschaffen. "Angefangen mit der Arbeit daran habe ich schon einige Monate vor dem ersten Lockdown", erzählt Edmund Seifert. Für dieses kleine Museum hat er echte Schätze der Familien- und Firmengeschichte gehoben. So ist zum Beispiel das Meisterstück des Firmengründers Karl-Edmund Seifert dort ausgestellt – eine Tischgruppe und eine Hochkommode aus dem Jahr 1886. Darüber hinaus gibt es dort eine Ahnengalerie, eine alte Hobelbank, alte Werkzeuge und Konstruktionspläne zu entdecken. "Alles original und authentisch", so Edmund Seifert stolz. "Hier werden 135 Jahre Geschichte gelebt." Auch das Familienwappen darf hierbei nicht fehlen. "Wir sind im Siebmachers Wappenbuch Abteilung Bürgerliche eingetragen und wurden 1691 erstmals namentlich erwähnt", erzählt er begeistert.

"Kunsthistorischer Laienfreak"

Den Arbeitsaufwand für das Museum habe er ein wenig unterschätzt, gesteht der sympathische 66-Jährige. "Ich habe von Null angefangen, aber es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht."

Nach einer Schreinerlehre bei Wilhelm Bezler absolvierte Seifert von 1973 bis 1975 zudem eine kaufmännische Ausbildung im elterlichen Betrieb und besuchte die Möbelfachschule. Dass er einmal in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten wird, war eigentlich ziemlich früh klar. "Wenn man so auf die Welt kommt, dann ist man da drin", erzählt er lachend. "Man macht mit und bringt sich ein." Er sei dankbar in einer Generation aufgewachsen zu sein, in der man gefördert und gefordert wurde, sagt er. Dankbar ist er auch seiner Mutter und seiner Frau, die ihn immer unterstützt haben, ebenso seinem Bruder für die konstruktive Zusammenarbeit.

Eine Sechs-Tage-Woche sei normal gewesen. Erst in der letzten Zeit habe er ein wenig kürzer getreten und sich einen freien Tag zusätzlich gegönnt. "An diesem einen Tag wollte ich dann all die Dinge erledigen, zu denen ich sonst nicht gekommen bin", sagt er.

Organisiert hat er früher auch die Familienurlaube mit seiner Frau, den zwei Töchtern und seinem Sohn. "20 Burgen und Schlösser in 14 Tagen waren da im Urlaub schon mal drin", so Edmund Seifert. Geschichte und Kunstgeschichte sind seine große Leidenschaft. "Ich bezeichne mich als kunsthistorischen Laienfreak." Vor allem der weltliche Historismus habe ihn sehr beeindruckt.

Auf die Höhepunkte in seinem Berufsleben angesprochen, fallen ihm natürlich die Jubiläen und jede Wiedereröffnung nach einem Umbau ein, aber was ihm ganz besonders wichtig ist, sowohl im Privat- wie im Berufsleben ist Authentizität und Berechenbarkeit. "Bei uns gilt ein gesprochenes Wort genauso viel wie ein geschriebenes. Uns kann man einschätzen. Da bin ich ganz wertkonservativ", erklärt er. Im privaten Bereich waren die Geburten seiner drei Kinder etwas ganz Besonderes. "Das war jedes Mal ein inneres Erlebnis für mich", sagt er stolz.

Edmund Seifert reicht den Staffelstab mit einem guten Gewissen an seinen Neffen weiter. "Ich gehe beruhigt in den Ruhestand und übergebe eine stabile Firma." Aber so ganz loslassen kann er dann doch nicht: "Als Urlaubsvertretung springe ich dann doch noch mal ein." Matthias Kerber

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