Reanimation richtig durchführen
Schüler zu Lebensrettern ausbilden
Achern (st). „Prüfen – rufen – drücken!“: Diese drei Worte fassen zusammen, was Ersthelfer bei einem plötzlich auftretenden Herzstillstand machen sollten. Doch zu wenig Menschen in Deutschland befassen sich mit diesem Thema und wissen, wie sie die kurzen Anweisungen richtig umsetzen müssen, beklagen Notfallmediziner. Die Experten schätzen, dass jährlich rund 10.000 Menschen, die einen Herzstillstand erleiden, gerettet werden könnten, wenn ihnen rechtzeitig geholfen würde.
Um das zu ändern, geht das Anästhesie-Team des Ortenau Klinikums Achern-Oberkirch um Chefarzt Dr. Michael Neuburger seit nunmehr sechs Jahren in die Schulen der näheren Umgebung und bietet dort Wiederbelebungsschulungen an. Die Aktion findet im Rahmen der bundesweiten „Woche der Widerbelebung“ statt, die die Fachverbände der Anästhesisten und Intensivmediziner in Deutschland ins Leben gerufen haben.
Fünf Schulen besucht
In der vergangenen Woche besuchten die Anästhesisten und Intensivmediziner des Ortenau Klinikums Achern-Oberkirch in diesem Jahr mit dem Gymnasium Achern und den Realschulen in Achern, Kappelrodeck, Oberkirch und Renchen fünf Schulen. „Insgesamt haben rund 500 Schüler aus den Klassenstufen sieben und acht an den Schulungen teilgenommen. Die Resonanz auf unser Angebot war durchweg positiv. Das hat uns gezeigt, dass es richtig und wichtig ist, an die Schulen zu gehen“, fasst Dr. Neuburger zusammen. Ziel der Aktion sei es, möglichst viele junge Menschen für das Thema Laienreanimation zu sensibilisieren und die notwendigen Kenntnisse zu vermitteln. Es gehe darum, Laien dafür zu motivieren, bei einem Notfall wie dem Herzstillstand, sofort einzugreifen und keine wertvolle Zeit verstreichen zu lassen. Denn das menschliche Gehirn könne bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand höchstens fünf Minuten ohne Sauerstoff überleben. „Deshalb ist es wichtig, die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens zu nutzen und direkt mit der Herzdruckmassage zu beginnen“, so Dr. Neuburger. Ab der siebten, achten Klasse seien die jungen Menschen dazu körperlich in der Lage. Deshalb konzentrierten sich die Ärzte aus dem Ortenau Klinikum Achern-Oberkirch vor allem auf Besuche in Schulen mit dieser Altersgruppe.
Herzdrückmassage
„In der Laienreanimation wird auf Beatmung verzichtet“, so der Chefarzt. Vielmehr gelte: Prüfen (Bewusstsein und Atmung), Rufen (Notruf 112 und umstehende Passanten) und Drücken (Wiederbelebung). Dabei vermittelten die Ärzte nicht nur theoretisches Wissen, sondern ermöglichten den Schülern, auch ganz praktisch, eine Laienreanimation auszuprobieren. Vor allem die Herzdruckmassage konnten die Schüler mit praktischen Übungen an dafür vorgesehenen Puppen unter Anleitung der Ärzte erlernen. Für Chefarzt Dr. Neuburger ist dabei ganz wichtig, dass im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands auch in Corona-Zeiten die lebensrettenden Handgriffe selbstverständlich nicht ausbleiben dürfen. „Daher sind wir den Schulen sehr dankbar, dass wir unsere Aktion unter Wahrung von Corona-Schutzmaßnahmen (Tragen von Schutzmasken, Händedesinfektion und Desinfektion der Puppen) auch in diesem Jahr durchführen durften.“
Für die teilnehmenden Schulen bedeutet die Aktion eine willkommene Ergänzung zu den bestehenden Unterrichtsinhalten. So besteht beispielsweise am Gymnasium Achern ein Schulsanitätsdienst. „Wir legen Wert darauf, dass möglichst viele Schüler auch Reanimieren können“, so Doris Reck, sei vielen Jahren Leiterin des Schulsanitätsdienstes am Gymnasium Achern. Dabei könnten die Ärzte auf das Grundwissen der Schüler aufbauen.
Verantwortung bewusst werden
Auch der Leiter des Gymnasiums Achern, Stefan Weih, ist sehr glücklich darüber, dass diese Aktion seit Jahren in Kooperation mit dem Ortenau Klinikum Achern-Oberkirch durchgeführt werden kann. „Es gehört zu unserem Schulprofil, dass unsere Schülerinnen und Schüler sich ihrer Verantwortung für ihre Mitmenschen bewusst werden und dies im Alltag umsetzen sollen. Dazu gehören aber, wie bei der Reanimation, ganz bestimmte Fertigkeiten, und darum bin ich sehr dankbar, dass uns die Experten aus unserem Klinikum unterstützen. Der Tag der Reanimation hat sich bei uns als regelmäßige Institution etabliert.“
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