Krankenhausreform
Baubeginn in Achern für 2024 geplant
Achern (st). Einigkeit gab es beim Gedankenaustausch der Fraktionsvorsitzenden und Krankenhaussprecher der im Kreistag vertretenen Fraktionen, den örtlichen Kreisräten der Raumschaft sowie der Klinikleitung in der Bewertung, dass die Agenda 2030 mit den künftigen vier stationären Klinikstandorten aus medizinischen Gründen zügig umgesetzt werden muss.
Über zwei Stunden diskutierten die Kommunalpolitiker mit der Geschäftsführung des Ortenau Klinikums, dem Medizinischen Direktor sowie der Leitung des Ortenau Klinikums Achern-Oberkirch und nahmen im Anschluss dann die Situation in der Notaufnahme in Augenschein, berichtet die Stadtverwaltung Achern in einer Pressemitteilung.
Medizinische Vorteile
Ärztlicher Direktor Dr. Rüdiger Feik erläuterte die medizinischen Vorteile für die Patientenversorgung, welche mit dem Neubau des Krankenhauses in Achern verbunden sein werden. Die Erweiterung der ambulanten und medizinischen Angebote könnten mit einem Neubau deutlich verstärkt werden. Auch die medizinische Kompetenz insbesondere im Bereich der elektiven, also planbaren Eingriffe, könnte beispielsweise im Bereich der Endoprothetik, der Wirbelsäulenchirurgie und der Palliativmedizin ausgebaut werden.
Rund 240 Betten
Nach aktuellem Planungsstand wird laut Geschäftsführer Keller die künftige Klinik über rund 240 Betten verfügen. Das Ortenau Klinikum selbst soll medizinisch mit der Umsetzung der Agenda 2030 in verbundweiten Zentren organisiert werden. Die Klinikleitung Achern-Oberkirch warb gemeinsam mit Klinikgeschäftsführer Christian Keller dafür, die Weiterentwicklung für das Krankenhaus Oberkirch voranzutreiben, die Planungen dazu seien in vollem Gange. Aktuell werde in Oberkirch die Patientenversorgung auf eine Station konzentriert.
Planungsstand
Auf Nachfrage verschiedener Kreisräte erläuterte Oberbürgermeister Muttach den Stand von Bebauungsplanung und Erschließungsplanung für den neuen Krankenhausstandort. Zum Bau der Nordtangente als Verlängerung der Infrastrukturstraße mit der Anbindung bis zur Sasbacher Straße und bei Bedarf der Heimschule Lender hätten die Rathauschefs von Achern und Sasbach sowie Kreisdezernent Loritz Gespräche mit Vertretern des Regierungspräsidium geführt und sehr positive Rückmeldungen erhalten. Neben der Erschließung von Wohn- und Gewerbegebieten einschließlich der Heimschule Lender auf Sasbacher Gemarkung, könne auf diesem Weg auch eine optimale verkehrliche Erschließung des neuen Krankenhauses in Achern geschaffen werden. Als Baubeginn wurde 2024 für realistisch erachtet. Auch wenn der Klinikneubau schon deutlich vor 2030 fertiggestellt sein sollte, kann die Straße bis dahin fertig sein, erläuterte Muttach.
Notdienst-Integration
Dr. Rüdiger Feik berichtete über die durchgeführten Maßnahmen zur Integration des hausärztlichen Notdienstes in die zentrale Notaufnahme im Krankenhaus Achern. In 2020 soll durch vier zusätzliche Krankenhausbetten zur Überwachung in der Notaufnahme das Behandlungsangebot für die Notfallpatienten ausgebaut werden. Die baulichen Maßnahmen für die erweiterte Geburtshilfe in Achern sei ebenfalls abgeschlossen und der Bau eines Sektio-OP gleichfalls in Vorbereitung.
U2-Untersuchung
Angesprochen wurde die aktuell diskutierte U2-Untersuchung für Neugeborene in der Geburtshilfe Achern. Auch wenn diese Untersuchung durch Kinderärzte im Krankenhaus selbst nicht verpflichtend sei, so waren sich doch alle Kreisräte mit der Klinikleitung einig, dass dies angestrebt werden müsse. Aktuell gebe es in Achern und Oberkirch insgesamt zehn Kinderarztsitze. Wenn jeder Kinderarzt abwechselnd im Rhythmus von zwei Wochen zur Untersuchung eines Neugeborenen in das Krankenhaus käme, so wäre der zeitliche Aufwand selbst für die Fahrt von Oberkirch bei nur 15 Minuten im Wochendurchschnitt. Es wäre wünschenswert, wenn diese Leistung von allen Kinderärzten aus Achern und Oberkirch in Solidarität geleistet würde, so mehrere Gesprächsteilnehmer. Eine Blockadehaltung auf dem Rücken der Neugeborenen und deren Mütter sollte es nicht geben.
Finanzierung der Agenda 2030
Thematisiert wurden dann die Finanzierung der Agenda 2030 und vor allem auch die Krankenhausfinanzierung bis zur Umsetzung der Agenda-Maßnahmen. Oberbürgermeister Muttach führte aus, dass Ortenaukreis und Eigenbetrieb Ortenau Klinikum den Eigenanteil von etwa 500 Millionen Euro gut finanzieren können: Das Klinikum werde ausweislich der vorliegenden Gutachten in der neuen Struktur hierbei eine ausreichende finanzielle Leistungsfähigkeit erreichen, um den hälftigen Eigenanteil zu finanzieren. Und für den Ortenaukreis würde eine Finanzierung der zweiten 250 Millionen Euro selbst über ein Darlehen für die Dauer der durchschnittlichen Abschreibungszeit nur zu einer jährlichen Belastung von etwa 10 Millionen Euro führen. Dieser Betrag werde jetzt schon seit 2019 ohne Erhöhung der Kreisumlage bereitgestellt.
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer, dass es aber eine erhebliche Herausforderung bedeute, in der aktuellen Struktur die auflaufenden Betriebsdefizite zu begrenzen, ohne dass die Kommunen über die Kreisumlage überfordert werden.
Personalratsvorsitzende Franziska Müller appellierte an die Kreisräte, getroffene Entscheidungen nicht ständig in Frage zu stellen. Die Mitarbeiter bräuchten Sicherheit, Wertschätzung und keine Verunsicherung. Die Agenda 2030 muss zügig umgesetzt werden.
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