Wie KI dem Zimmerer-Meister Gottfried Lehmann viel Zeit spart
Zell-Unterharmersbach (ag) Als Zimmerer ist es Gottfried Lehmann gewohnt, mit den Händen anzupacken. Aber Büroarbeit gehört halt auch zu einem Handwerksbetrieb. Und da lässt sich der Chef und Gründer von Holzbau Lehmann sehr gerne von der Künstlichen Intelligenz (KI) unterstützen.
Tatsächlich hatte der 61-Jährige schon immer eine große EDV- und Computeraffinität. "Meinen ersten PC habe ich 1992 nach der Meisterschule gekauft. Die Festplatte hatte 20 Megabit, inklusive der gesamten Ausrüstung wie Bildschirm und Drucker kostete er mich 7.500 Mark. Das war damals sehr viel Geld", erinnert sich Gottfried Lehmann. Aber das Ganze sparte ihm auch sehr viel Zeit. Beispielsweise war es damals immer sehr mühevoll, die Holzliste für einen Bau zu erfassen. Da muss jeder Balken mit Länge, Breite, Höhe, Stückzahl und Bezeichnung eingetragen werden. Mit einer Excel-Tabelle ging das um einiges einfacher.
Zeit ist Geld
Deshalb achtet Gottfried Lehmann darauf, dass im Büro die Technik immer auf dem neuesten Stand ist. 18 Personen beschäftigt das Unternehmen, davon arbeiten sechs im Büro, darunter der Chef selbst. Jeder Arbeitsplatz ist mit ChatGPT ausgestattet. "95 Prozent der notwendigen Arbeiten bekommt man mit der freien Version hin", weiß der Handwerker. Er nutzt Office 365 Copilot. Alles zusammen kostet ihn das rund 48 Euro im Monat. "Das ist nichts gegen das, was ich damit an Zeit spare. Und Zeit ist Geld", betont der Zimmerer-Meister.
Briefverkehr, Rechnungen, selbst komplizierte Formulare in schlimmem Amtsdeutsch – mit KI ist alles schnell erledigt. "Wenn mir beispielsweise in einem Formular etwas unklar ist, mache ich einen Screenshot, gebe diesen zusammen mit meiner Frage bei Copilot ein und bekomme immer eine perfekte Antwort", verrät Gottfried Lehmann. Seine neueste Entdeckung: Home Design AI. "Selbst wenn das Foto nur eine Baustelle zeigt, kann die KI daraus eine Küche, ein Badezimmer oder sonstigen Raum machen und bis zu den Vorhängen in 30 Sekunden einrichten", so der Zimmerer-Meister. Anschließend können entsprechende Korrekturen gemacht werden. "Das Ganze ist noch nicht perfekt und wird sicher noch verbessert, aber ich kann den Kunden auf diese Art und Weise schon mal zeigen, wie Räume nach der Sanierung aussehen werden", freut er sich.
Trotzdem selbst denken
Keine Frage, Gottfried Lehmann empfindet die KI als absolute Bereicherung und würde nicht mehr darauf verzichten wollen. Blindes Vertrauen schenkt er ihr aber nicht. "Man muss schon auch noch selbst denken", betont er und zieht den Vergleich zu den Anfängen der Navis im Auto. Da gab es auch Menschen, die fuhren in den Rhein, weil das Navi nicht erkannte, dass an dieser Stelle keine Brücke war. Und: "Ich musste lernen, korrekt zu fragen." Nur dann kann es entsprechende Antworten geben. Inzwischen nutzt der 2. Obermeister der Zimmerer-Innung Wolfach KI sogar zum Schreiben von Reden und im Sommer hat er sich nach einer privaten Fahrradtour mit Freunden aus Stichworten einen Reisebericht schreiben lassen. Alle waren sehr beeindruckt.
In der Werkstatt kommt allerdings noch keine KI zum Einsatz. "Ich wüsste auch nicht, wo ich sie da brauchen könnte", sagt der Zimmerer-Meister. Die Abbundmaschine ist zwar CNC-gesteuert, was aber mit KI nichts zu tun hat.
Sich mit der Künstlichen Intelligenz zu beschäftigen, macht ihm großen Spaß. "Ich bin experimentierfreudig", räumt Gottfried Lehmann ein. Inzwischen nutzt er nicht einmal mehr Google. Seine Fragen beantwortet Copilot. Tatsächlich hat der 61-Jährige auch viel Zeit investiert, bis er sich so gut auskannte. Dafür spart ihm die KI im Büro geschätzt eine Stunde Arbeitszeit jeden Tag. Seine Empfehlung an alle: "Einfach mal ausprobieren.
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