Sonntagsporträt
Der Künstler Uwe Merz ist ein wahrer Tausendsassa
Steinach-Welschensteinach Als Künstler ist Uwe Merz ein echter Tausendsassa. Wahrscheinlich würde es schneller gehen, aufzuzählen, was der 61-Jährige nicht macht. Was Talente anbelangt, kann er nämlich aus dem Vollen schöpfen. Geboren in Recklinghausen machte er in Hamburg eine Ausbildung als Grafikdesigner, hatte als junger Mann dann aber konkrete Pläne als Berufsmusiker mit der Band "Dorian Gray". Nach vier Alben sollte es auf große Tour gehen. Das tat die Band dann auch, allerdings ohne Uwe Merz. Seine damalige Partnerin wurde nämlich schwanger. Das Paar entschied sich deshalb in ihre Heimat Nagold zu ziehen, wo der gemeinsame Sohn geboren wurde.
Gelbe Schuhe und lange goldene Locken
"Ich trug gelbe Schuhe, hatte lange goldene Locken und die Leute schauten mich an, als wäre ich aus dem Raumschiff gestiegen", erinnert sich Uwe Merz heute lachend. "Keine Knete, keine Kumpels, keine Perspektive und dann war ich auch noch ein Reingeschmeckter." Aber auch wenn die Akklimatisierungsphase etwas Zeit in Anspruch nahm, irgendwann einmal verstand Uwe Merz die Schwarzwälder Dialekte und brachte es während der acht Jahre bei einem großen Schiltacher Unternehmen immerhin zum Marketingleiter.
Doch dann wollte sich Uwe Merz beruflich verändern, kündigte und eröffnete seine eigene Werbeagentur. "Diese war so erfolgreich, dass alles mit einem Burnout endete", erzählt er offen. Damals war er in der Werbung, als Fotograf und Sänger sehr aktiv, wollte unbedingt alle drei Bälle gleichzeitig in der Luft halten. Das ging nicht gut. Heute geht der Künstler mit sich selbst achtsamer um.
Nach der einschneidenden Erfahrung wollte der damals 45-Jährige erst einmal mehr über die menschliche Seele lernen und machte eine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie. Anschließend gründete er das Unternehmen "Just burn" mit dem Ziel, Menschen zu helfen, die von einem Burnout bedroht sind. Eine der Methoden war die intuitive Malerei: "Man löst die Blockaden, indem man sie auf Papier bringt." Diese tat ihm selbst gut. Seine Kurse waren ausgebucht. Genauso gefragt waren die Bilder von Merzolio, so sein Pseudonym als Maler. Als dieser schuf er auch die "Grätige Bolle".
Die Geburtsstunde der "Grätige Bolle"
Es ging um eine Ausstellung 2017 und seine Agentin drängte ihn, noch auf die Schnelle ein Bild zu malen. Der Künstler zeigte seinen Unmut darüber, indem er trotzig ein Strichmännchen auf die Leinwand warf. Es war die Geburtsstunde der "Grätige Bolle". Das sind mal mehr, mal weniger mürrische Schwarzwaldmädels und -buben. Die stilisierten Figuren sehen so witzig aus, dass sie auch dem Übelgelauntesten ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Die putzigen Gestalten zieren inzwischen Aufkleber, Karten, T-Shirts und vieles andere mehr, es gibt sie aber auch als Originalkunstwerke.
Ein anderes Projekt ist sternegucker.de, bei dem Uwe Merz und seine Frau Marianne, die er als Marketingleiter in Schiltach kennenlernte, die Besucher mit auf ihre Wohnmobilreisen nehmen. "Meine Frau schreibt die Texte und ich fotografiere", erklärt der Künstler. Zur Fotografie kam er durch seine Werbeagentur. Was mit autodidaktischer Produktfotografie begann, entwickelte sich "zu einer Mordsleidenschaft", so der 61-Jährige.
Es gäbe noch so viel über Uwe Merz und seine Aktivitäten zu erzählen, beispielsweise als Sprecher oder auch über seine neue Single "About freedom". Neugierige besuchen deshalb einfach seine Kornkammer-Galerie und seine Internetseite.
Lieblingsmusiker
- "Pentatonix"
- "Aerosmith"
- Jamie Cullum
Lieblingsmaler
- Alain Coadou
- Beate Axmann
- Martina Dieterle
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