„Eine andere Möglichkeit Deutsch zu lernen“
DAS LEBEN IM WALD SCHÜTZEN UND SICH GEMEINSAM AM TUN ERFREUEN
Im September des letzten Jahres erhielt die Maria-Furtwängler-Schule in Lahr einen Anruf des Forstbezirks Mittleres Rheintal in Gengenbach: Die Waldpädagogin im Forstbezirk, Wiltrud Kiefer, und der für die Pflege und den Erhalt der Lebensräume für das Auerwild zuständige David Hennegriff suchten in ihren Bemühungen um Artenschutz die aktive Unterstützung Jugendlicher. Der Urvogel, wie das Auerhuhn auch genannt wird, sei in seinem Bestand stark gefährdet und benötige, um sich fortzupflanzen, in der Brutzeit lichte Freiräume im Wald, damit seine Küken an Früchte und um sie schwirrende Insekten kämen. Der hohe Bewuchs von Heidelbeersträuchern und kreuz und quer herumliegende Äste verhinderten außerdem ein freies Herumgehen der Brutpaare und gefährdeten die Vögel, weil Beutegreifer sich darin gut verstecken, sich heranschleichen und angreifen könnten.
Schulleiterin Christina Seebeck war sofort überzeugt, dass eine solche gemeinschaftliche Exkursion in die Natur des Schwarzwalds oberhalb von Nordrach dazu beitragen könnte, vor allem den gerade aufgenommenen jungen Flüchtlingen das Einleben und Ankommen zu erleichtern. Viele der 15 bis 18- jährigen Jugendlichen waren aus der Ukraine, aber auch von anderen Kriegsschauplätzen wie Syrien, Afghanistan oder einigen afrikanischen Ländern gekommen. Sie alle wurden im Schuljahr 2022/23 in vier Sprachklassen mit Gleichaltrigen aus EU-Ländern unterrichtet.
Am 9. und 16. November 2022 arbeiteten sich die Busse zum Schäfersfeld hoch, wo die Forstmitarbeiter erforderliche Gerätschaften bereitgestellt hatten. David Hennegriff, der zwei Tierpräparate zur Veranschaulichung des Auerwildvogels mitgebracht hatte, erklärte in Deutsch und Englisch sein Vorhaben und die Werkzeuge, mit denen der Waldboden bearbeitet bzw. gesäubert werden sollte, um den geschützten Vögeln die Fortpflanzung im kommenden Frühjahr zu erleichtern. An einem anfangs kühlen und regnerischen Novembertag machten sich also alle miteinander an die körperlich herausfordernde Arbeit. Für den Abschluss hatte Wiltrud Kiefer Vorbereitungen getroffen, sodass die Schülerinnen und Schüler in einer Schale Feuer anmachen und Tee kochen konnten. Auf solche Weise klang der arbeitsame Tag fröhlich aus.
Dass diese Exkursion überhaupt stattfinden konnte, lag auch am ungebrochenen Optimismus des Exkursionsleiters, der davon ausgegangen war, die Finanzierung seines Vorhabens sei leicht über öffentliche oder private Einrichtungen zu erreichen. Allerdings gelang es der Schule erst ein halbes Jahr später, einen Spender, die BBBank-Stiftung zu finden. Mit der Spende über 3500 Euro konnte der Artenschutz nun sogar für einen weiteren Herbst finanziert werden.
Eine besondere Freude erlebten dann die Lehrer Johannes Klotz und Abteilungsleiter Dr. Bernd Rother zusammen mit David Hennegriff vom Forstbezirk, als die BEO-Stiftung, Baden-Württemberg sie einlud, am Finale ausgelobter Projekte an Beruflichen Schulen in Baden-Württemberg in Stuttgart am 22. Juni 2023 teilzunehmen. Kreativität, „Selbständigkeit“ und Engagement sollten solcherart beispielgebend hervorgehoben und gestärkt werden.
Mit der Teilnahme im Wettbewerbs-Bereich „Gemeinschaft & Füreinander / Soziale Nachhaltigkeit“ und 250,- € Prämie fuhr die Delegation der Schule motiviert nach Hause, um das Projekt weiterzuentwickeln.
Bericht und Fotos: Johannes Klotz
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