Fußnote, die Glosse im Guller
Vom Verzicht und Narreteien
Irgendwie ist es schon närrisch. Erst kaufen wir vor Weihnachten die Geschäfte leer, obwohl wir gar nicht so viel brauchen. Dann essen und trinken wir bis zum Jahreswechsel alles auf, obwohl wir gar nicht so viel Hunger oder Durst haben. Jetzt jammern wir, dass die Waage zu viel anzeigt und üben reuevoll Verzicht.
Fasten vor Weihnachten
Eigentlich sollte es ja andersherum sein. Ähnlich wie beim Osterfest bereiteten Katholiken sich früher im Advent durch Fasten auf Weihnachten vor. In manchen Regionen war die Martinsgans am 11. November der letzte Braten vor Weihnachten, andere beschränkten ihren Verzicht auf die vier Adventswochen. Wer vorher den Gürtel enger schnallte, konnte dann an den Feiertagen selbst ganz ohne Reue schlemmen.
Während die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag doch von vielen beherzigt wird, kam der Verzicht als Vorbereitung auf Christi Geburt im Laufe der Zeit bei Laien etwas aus der Mode. Es gibt aber auch zu viele Verlockungen. Auf Weihnachtsmärkten fließt der Glühwein in Strömen und zum Kaffee werden Plätzchen, Linzertorte und Stollen serviert. Wer schon nicht die Willensstärke hat, sich im Advent zu zügeln, wird auch kaum an Weihnachten und Silvester Diät halten. Deshalb hat mancher alle Jahre wieder für Januar immer den gleichen gute Vorsatz: Mäßigung ist jetzt angesagt.
Pfefferminzlikör-Exzess
So verzichtet beispielsweise gerade ein junger Kollege erst einmal völlig auf Alkohol. Sein Trinkverhalten erschien mir bislang zwar ohnehin eher zurückhaltend, allerdings hatte er für die Nacht des Jahreswechsels große Pläne. Wie er mir am Vormittag des 31. Dezembers noch erklärte, sollte 2018 im Freundeskreis tüchtig mit Pfefferminzlikör verabschiedet werden. Nämlich immer dann, wenn bei der Fernsehausstrahlung "Dinner for one" der Butler über den Tigerkopf stolpert, sollte ein Gläschen auf Ex getrunken werden. Und bekannlich stolpert er sehr oft.
Unter uns: Ich habe in meinem 52-jährigen Leben auch schon so manchen Unsinn angestellt. Die Sünde des exzessiven Pfefferminzlikör-Konsums habe ich aber noch nicht auf mein Haupt geladen. Da muss man nämlich auf die Bestrafung nicht bis zum jüngsten Tag warten. Die folgt unter Garantie direkt am nächsten Morgen in Form eines höllischen Katers.
Ganz so schlimm kam es dann wohl doch nicht. Nüchtern betrachtet, war der angeschickerte Butler in dem Kultfilm dem Kollegen Warnung genug.
Aschermittwoch
Ich für meinen Teil pfeife bis Aschermittwoch auf alle guten Vorsätze und das Fasten. Jetzt will ich erst einmal närrisch sein.
Anne-Marie Glaser
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