An(ge)dacht von Dekan Günter Ihle
Suche den Frieden und jage ihm nach!
„Dem Frieden nachjagen“ ist für mich eine seltsame Formulierung. Das klingt irgendwie hektisch, so, als ob ich den gesuchten Frieden nie erreiche. Die Jahreslosung für das Jahr 2019 löst unterschiedliche Gedanken und Fragen bei mir aus. Schauen wir mal auf den vollständigen Vers, dem sie entstammt: "Laß ab vom Bösen und tu Gutes; suche Frieden und jage ihm nach."
Zu Bösem fähig sein
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kommen hier für mich zusammen. Im ausgehenden Jahr 2018 haben wir des Endes des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gedacht, ebenso wie der sogenannten „Reichspogromnacht“ vor 80 Jahren. Diese Katastrophen des 20. Jahrhunderts halten uns drastisch vor Augen, zu welch Bösem der Mensch fähig ist.
Suche nach dem Guten
Wir wissen eigentlich, was heute zu tun ist, damit solch schreckliche Dinge nicht mehr geschehen. Und doch bleibt es immer wieder eine Suche nach dem Guten. Wir erleben, welche Ängste Menschen umtreiben: Angst vor Fremden und Flüchtlingen, Angst vor dem Islam, Angst vor Krieg und Terror. In jedem Menschen das Ebenbild Gottes zu erkennen, über Ängste zu reden und sie nicht einfach abzutun, auf Fremde zugehen – das sind wahrlich große Herausforderungen.
Gutes ist möglich
Doch ich erlebe ebenfalls, dass Gutes möglich ist und die Welt verändert. Wenn Gemeinden Flüchtlinge aufnehmen und ihnen ein Leben in Gemeinschaft ermöglichen. Wenn Vertreter und Vertreterinnen aller großen Religionen am 11. November auf der Passerelle zwischen Kehl und Strasbourg mit einer gemeinsamen Erklärung für Frieden und gutes Miteinander eingestanden sind. Wenn Christen diesseits und jenseits des Rheins immer mehr zusammenarbeiten, weil die Grenze uns nicht mehr trennt.
Wir tun das, weil wir das Böse nicht mehr erleben wollen. Wir erfahren den Segen des Guten. Wir wollen, dass ein solcher Glaube Kreise zieht. Davon reden wir, daran arbeiten wir, so wie der Psalmist. Dazu alles Gute und Gottes Segen für das neue Jahr 2019!
Dekan Günter Ihle,
Evangelisches Dekanat Kehl Günter Ihle
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.