Fußnote: Glosse im Guller
Rausschmiss, keine Auszeit

Politiker kommen und gehen – und das Letztere mal freiwillig, andere Male eher gezwungenermaßen. Fettnäpfchen, katastrophale oder einfach nur peinliche Fehltritte sind dann die möglichen Gründe. Unvermögen gehört in der Regel nicht zu den nach außen kommunizierten Anlässen, dass Politiker ihr Amt zur Verfügung stellen müssen. Mit der Situation, ständig und immer im Rampenlicht zu stehen, kann nicht jeder umgehen.

Dieses Problem haben auch die Fußballer. Ob beim Besuch der Disco, dem Abendessen mit Freunden oder dem Urlaub mit der neuen Freundin: Immer und überall lauern Kameras, seien es auch nur die Bilder machenden Smartphones von sogenannten Fans, die so zu ungeahntem Ruhm gelangen, wenn sie solche Schnappschüsse an Medien weitergeben. Selbst bei der Ausübung ihres Berufes auf dem grünen Rasen in den vollbesetzten Stadien der ersten Bundesliga sind sie unter totaler Kontrolle. Dass die Zahl der Kameras sich zuletzt nochmals aufgrund des Regelwerks für den Videoassistenten erhöht hat, dürfte sich auch in die Kabinen herumgesprochen haben.

Bayern-Spieler Joshua Kimmich hat erst jüngst seine Erfahrung gemacht. Seine Begründung, warum er seinem Dortmunder Gegenspieler am Spielfeldrand auf den Fuß trat, entpuppte sich als schamlose Ausrede. Gesagt hat er das natürlich ebenfalls in eine TV-Kamera. Es war nicht die letzte Notlüge eines Bundesligaspielers in der anstehenden Saison. Alle Medientrainings scheinen jede Saison aufs Neue vergebens.

Auch Sportfunktionäre sollten daher wissen, dass jedes gesagte Wort aufgeschnappt wird, zumal wenn es in der Öffentlichkeit fällt. Der von dem Schalker Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies gezogene Vergleich zwischen dem Bau von Kraftwerken und der Rodung von Bäumen samt Bevölkerungsentwicklung auf dem afrikanischen Kontinent war nicht töricht und geschmacklos, sondern geprägt von mehr als unterschwelligem und verachtenswertem Rassismus. Immerhin gehört Gerald Asamoah, ehemaliger deutscher Nationalspieler mit ghanaischen Wurzeln, zu den Sympathieträgern und Botschaftern des Ruhrpottvereins. Erstaunlicherweise hat Asamoah ziemlich schnell die Entschuldigung von Tönnies akzeptiert.

Aber das ist sie nicht. Die ausgesprochene Strafe, das Amt bei Schalke 04 für drei Monate ruhen zu lassen ist, keine. Es bleibt nur eins Rausschmiss – und das nicht wegen Unfähigkeit, sondern Rassismus.

Rembert Graf Kerssenbrock

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