Die Glosse im Guller

Neue Redakteure der Zukunft: ChatGPT und Jasper

Am Anfang stand die Hoffnung auf eine schlanke Arbeitswoche. Ich wollte mich dem süßen Nichtstun hingeben, während ChatGPT und Jasper in Nullkommanix meine Berichte für diesen Guller schreiben sollten. Nein, das ist nur Spaß! Selbstverständlich wollte ich mich einzig und alleine aus journalistischer Neugier mit dem Thema KI, also künstliche Intelligenz, beschäftigen.
Dumm war nur, dass es mir aus eigener Intelligenz nicht gelang, an die künstliche heranzukommen. Zu viel Traffic – scheinbar wollten alle die entsprechenden Internetplattformen ChatGPT und Jasper ausprobieren. Unsere Verlegerin hatte mehr Glück. Also lotete ich halt gemeinsam mit meiner Chefin an ihrem Computer aus, was KI so drauf hat.

Ein bisschen Muffe hatte ich schon

Unter uns: So richtig wohl fühlte ich mich dabei nicht, als ich ein Sonntagsporträt über Isabel Obleser aus Gengenbach in Auftrag gab. Zu meinem Entsetzen wurde ich auch bei beiden Systemen prompt bedient. Nur wenige Minuten später spuckten sie ihre Texte aus. Zum Vergleich: Als ich sie vergangenen Sommer in der Jubiläumsausgabe porträtieren durfte, brauchte ich für Interview und Text mehrere Stunden. Entsprechend ängstlich las ich mir nun die KI-Porträts durch.

Neurowissenschaftlerin Isabel Obleser

ChatGTP beschrieb Isabel Obleser als eine renommierte Neurowissenschaftlerin und Professorin für Kognitionsneurowissenschaft an der Uni Manchester, die in Tübingen studiert hat. Jasper wusste zu berichten, dass die gebürtige Gengenbacherin Politikwissenschaft in Heidelberg sowie Kalifornien studiert hat und 2017 auf dem Bundesparteitag in Bielefeld einstimmig zur Bundesvorsitzenden der Jungen Grünen gewählt worden war. Alles Lebensdaten, die selbst Isabel Obleser unbekannt waren.
Hihi, es sieht wohl so aus, als könnte mich KI als Journalistin noch nicht wirklich ersetzen. Schön, dass unsere Verlegerin das live mitbekommen hat. Immerhin kam eine Glosse dabei heraus. Und die habe ich selbst geschrieben, Ehrenwort.