Die Glosse im Guller
Brauchen Schüler so viele Ferien?

Kaum hat das Schuljahr begonnen, stöhnen Schüler und Lehrer bereits wieder unisono über den Stress, der auf alle zukommt. Es ist schon schlimm, wie alle Jahre wieder im Unterricht die Zeit davon läuft. Da muss ja nicht nur der im Lehrplan vorgeschriebene Stoff durchgenommen und idealerweise verstanden werden. Der mehr oder weniger große Wissenszuwachs wird ja auch noch in Klausuren abgefragt. Schon zu meiner Schulzeit gab es da große Zeitprobleme. Mitunter war die Not so groß, dass sogar an Montagen Arbeiten geschrieben wurden. Dabei hatten selbst die härtesten Knochen unter den Lehrern Mitleid. Denn Wochenenden sind schließlich zur Erholung da und am Montag können die Batterien nur ganz langsam wieder hochgefahren werden. Das gilt auch für die erste Woche nach allen Ferien. Und davon gibt es reichlich.

Keine Zeit für Tests

Wenn ich richtig gezählt habe, stehen in Baden-Württemberg im Kalenderjahr 2018 insgesamt 65 Ferientage. Wie viele bewegliche Ferientage dazu kommen, über die Schulen selbstständig entscheiden können, weiß ich gerade nicht. Die Zahl liegt wohl zwischen drei und fünf. Ja und dann wollen ja auch noch die ganzen Wander-, Projekt- oder sonstigen Tage für Bundesjugendspiele, Exkursionen, Landschulheimaufenthalten und vieles andere mehr berücksichtigt werden. Wie soll da Zeit für Mathe- und Englischtests bleiben?

Nun könnte man sich natürlich fragen, warum denn Schüler rund 70 Urlaubstage haben müssen. Der gesetzliche Mindesturlaubsanspruch bei minderjährigen Auszubildenden beträgt 25 Werktage, wenn diese unter 18 Jahren sind, 27 bei unter 17-Jährigen und wer noch keine 16 Jahre alt ist, hat sogar 30 Werktage. Werktage wohlgemerkt, da wird der Samstag mitgezählt. Aber so weit müssen wir bei Schülern ja gar nicht gehen. Seien wir großzügig und gewähren Schülern 30 Tage Jahresurlaub. Ich wage das Undenkbare kaum niederzuschreiben, aber jetzt mal ehrlich: Was spricht eigentlich dagegen?

G8 wäre kein Problem

Als in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Obrigkeit in weiten Teilen Deutschlands dazu überging, die Schulpflicht einzuführen, gab es empörten Widerstand seitens der Landbevölkerung. Das Zugeständnis waren große Sommerferien, damit die Kinder trotzdem auf den Feldern schuften konnten. Heutzutage zerbrechen sich die Eltern dagegen den Kopf, wie sie ihre sich langweilenden Kids sechs Wochen lang bespaßen sollen.
Würden die Ferien verkürzt, wäre übrigens auch G8 kein Problem, vielleicht würden wir sogar über G7 nachdenken.
Anne-Marie Glaser

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