Nachgefragt bei Sandra Boser
Lehrerversorgung im Ortenaukreis

Sandra Boser Landtagsabgeordnete und Staatsekretärin im Kultusministerium | Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg
  • Sandra Boser Landtagsabgeordnete und Staatsekretärin im Kultusministerium
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Ortenau (ag) Die Ferien sind vorbei. Ein neues Schuljahr hat am Montag begonnen. Laut Medienberichten fehlen über 14.000 Lehrer in Deutschland. Doch wie sieht es konkret im Ortenaukreis aus? Die Guller-Redaktion hat bei der Grünen-Landtagsabgeordneten Sandra Boser aus Wolfach nachgefragt, ihres Zeichens Staatssekretärin im baden-württembergischen Kultusministerium.

Drei Stellen offen

Wie sie erklärt, werden Lehrerstellen auf Ebene der Regierungspräsidien zugewiesen. Im Regierungspräsidium Freiburg, zu dem auch der Ortenaukreis zählt, betrage die Gesamtzahl der Lehrkräfte an den Schulen aktuell 23.531: "Nach Angaben des Regierungspräsidiums waren am 31. August noch 190 Stellen nicht besetzt." Die Einstellung von Lehrkräften laufe aber grundsätzlich noch bis Ende September. Und im Ortenaukreis sieht es ohnehin gut aus. "Insgesamt gibt es 4.248 Lehrkräfte an den Schulen im Ortenaukreis", so Sandra Boser. "Zum Schuljahresbeginn waren drei Festeinstellungen an den Beruflichen Schulen offen." Keine Lücken gebe es im Bereich des Staatlichen Schulamts Offenburg an den Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen sowie an den sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ). Dort sei es gelungen alle Stellen zu besetzten.
Doch unabhängig von der Situation in der Ortenau: Es werden Lehrkräfte gebraucht. Was unternimmt das Kultusministerium genau, um den Personalbedarf zu sichern? Dazu kann Sandra Boser einiges aufzählen. So verweist sie auf Erhöhung der Lehramtsstudienplätze, besonders für die Bereiche Grundschule, Sekundarstufe I und SBBZ. Zur Sekundarstufe I gehören Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen. "Für ländliche Regionen ist insbesondere der Direkteinstieg eine Variante, um freie Stellen zu besetzen", betont die Staatssekretärin. "Denn hier können gezielt Stellen an einzelnen Schulen ausgeschrieben werden." Seit September vergangenen Jahres gebe es die Möglichkeit, als Fachlehrkraft Sonderpädagogik direkt einzusteigen. Jetzt gebe es diese erstmals auch für die Grundschulen und die Sekundarstufe I.

Duale Studiengänge

Weiter starte zum Wintersemester 2024/2025 der Modellversuch für duale Lehramtsstudiengänge. 60 Plätze würde das Land an zwei Universitäten und einer Hochschule zur Verfügung stellen: "Auch die Universität Freiburg ist ein Standort, an der 20 Plätze für das Lehramt Gymnasium mit den Fächern Informatik/Physik und Mathematik entstehen sollen." Neben dem Quereinstieg haben Schulen laut Boser auch weiter die Möglichkeit, pädagogische Assistenten einzusetzen, um Lehrkräfte zu unterstützen. Die Landesregierung habe die Plätze zum neuen Schuljahr ausgebaut. Auch für das Freiwillige Soziale Jahr habe die Landesregierung 250 Plätze geschaffen. Diese Maßnahme solle in doppelter Hinsicht wirken: Zum einen wolle das Land Lehrkräfte entlasten, zum anderen könne man damit Personen für den Beruf begeistern.

Quereinstieg möglich

Apropos Quereinstieg: Grundsätzlich gibt es, so die Auskunft von Boser, drei Wege, um ohne Lehramtsausbildung dauerhaft in den Beruf einzusteigen. Das sei der Direkteinstieg an den beruflichen Schulen, den Grundschulen und der Sekundarstufe I. Diese Möglichkeit bestehe für Personen mit einem Hochschulstudium – Bachelor oder Master –, wenn sie damit zwei Schulfächer abdecken können. Sie würden direkt in den Unterricht einsteigen und zwei Jahre lang parallel qualifiziert werden. Nach einem Bewährungsjahr sei es möglich, sie unbefristet einzustellen oder zu verbeamten.
"Auch als technische Lehrkraft oder Fachlehrkraft Sonderpädagogik kann man direkt einsteigen. Voraussetzung sind ein Realschulabschluss, eine abgeschlossene Ausbildung und mehrjährige Berufserfahrung", erläutert die Abgeordnete. Darüber hinaus gebe es in bestimmten Fächern die Möglichkeit des Seiteneinstiegs ins Referendariat. Ferner sei es während des Schuljahrs bei Ausfällen wie Krankheit möglich, Personen ohne Lehramtsausbildung befristet einzustellen. Diese würden im Regelfall pädagogische oder Unterrichtserfahrung mitbringen. Nach 30 Monaten Arbeit mit befristeten Verträgen und bei entsprechender Bewährung, sei eine Daueranstellung möglich.

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