Ortenau soll Modellregion werden
Der Plan für mehr Normalität
Ortenau (rek/ds/mak/gro). Samstagmorgen in der Innenstadt von Achern. Der Wochenmarkt ist gut besucht und auch die Parkplätze füllen sich langsam. Normalerweise würden gleich die Geschäfte öffnen. Stattdessen bildet sich auf der Hauptstraße eine Menschenkette. Zettel mit Aufschriften wie "Der Einzelhandel ist kein Pandemie-Treiber" oder "Es geht um unsere Arbeitsplätze" sind zu sehen. Es sind Acherns Händler und ihre Angestellten, die nicht öffnen dürfen, sondern aktuell nur Click-und-Collect-Angebote machen dürfen. Auch Haslachs Händler zeigen sich am Samstag kämpferisch und stellen sich vor ihre Geschäfte: "Wir wollen wieder handeln". Anders ist die Situation in Tübingen. Dort besteht die Möglichkeit mit sogenannten Tagestickets, die nach einem negativen Schnelltest ausgestellt werden, die Angebote Händler in der Innenstadt wahrzunehmen.
Für jede Kommune in der Ortenau
Dieses Modell hat nun auch die Ortenau erkannt und will dem schnellstmöglich folgen. Landrat Frank Scherer und die Oberbürgermeister der fünf Großen Kreisstädte haben "ad hoc" ein Projektteam eingerichtet. Das Ziel lautet, alle Städte und Gemeinden zu einer Modellregion zu entwickeln und mit einer engmaschigen Teststrategie Öffnungsperspektiven für den Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, Kultureinrichtungen sowie Kindertageseinrichtungen und Schulen einschließlich der Musik- und Kunstschulen zu erfassen. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einem Konzept und wollen es so schnell wie möglich, am besten Anfang der kommenden Woche, einreichen", erklärt dazu Kai Hockenjos, Pressesprecher des Landratsamts.
Dass es schnell geht, zeigen auch Initiativen der Stadt Offenburg, bei den ansässigen Einzelhändlern die bestehenden Hygienekonzepte abzufragen. Entsprechend äußert sich Oberbürgermeister Marco Steffens auf Anfrage: "Warum sollten nicht Selbsttests unter Aufsicht im Bereich Kino, Kultur und Gaststätten angeboten werden. Es gibt heute viele Möglichkeiten, bei denen die Ergebnisse schnell vorliegen. Es wird Zeit, dass wir lernen mit dem Virus zu leben, in dem die Chancen und Risiken dessen, was möglich ist, sorgfältig abgewogen werden."
Das sagen die Landtagsabgeordneten
Unterstützung fordert der Landkreis beim geplanten Antrag von den Ortenauer Landtagsabgeordneten. So betont Willi Stächele (CDU) auf Anfrage: "Regional angepasste Lösungen sind besser begründbar und nachvollziehbar als die Beschlüsse der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin, die dann doch von einzelnen Bundesländern unterlaufen werden." Unterstützung ist auch von Sandra Boser (Grüne) gegeben, allerdings schränkt sie ein: "Am Ende wird nur eine begrenzte Zahl an Modellregionen möglich sein, die ja wissenschaftliche Begleitung benötigen." Volker Schebesta (CDU) habe inzwischen mit Landrat Scherer Kontakt aufgenommen, um sich über die konkreten Pläne zu informieren. Er sieht darüber hinaus die Notwendigkeit, dass es "Perspektiven für Öffnungen nicht nur in einzelnen Modellregionen braucht, sondern in ganz Baden-Württemberg." Die Ausweitung der Testungen auf andere Lebensbereiche und die Pläne des Landkreises begrüße die Fraktion der Grünen grundsätzlich, erklären auch die Grünen-Abgeordneten Thomas Marwein und sein frisch gewählter Kollege Bernd Mettenleiter. Marion Gentges (CDU) macht es schriftlich: "Ich werde dem Sozialminister darlegen, weshalb die Ortenau eine geeignete Region für den Modellversuch ist."
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