Johannes Ullrich, Handwerkskammer
Kein Bewerber muss unversorgt bleiben

Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer | Foto: Foto: HWK

Ortenau. Ob das Handwerk noch goldenen Boden hat und die Aussichten einer Ausbildung in den vielfältigen Berufen, darüber sprach Rembert Graf Kerssenbrock mit Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg.

Wie stellt sich der Ausbildungsmarkt in diesem Jahr dar und welche Aussichten gibt es für das Jahr 2022?
Zum 1. September startete offiziell das Ausbildungsjahr. Bislang wurden diesmal 2.152 neue Ausbildungsverträge im südbadischen Handwerk geschlossen. Damit liegen die Zahlen aktuell gleichauf mit dem Vorjahr. Im Vergleichsmonat 2020 lag die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge bei 2.150. Unsere Betriebe haben in diesen schwierigen Zeiten viele Anstrengungen unternommen, um ihre Ausbildungsleistung konstant zu halten. Diese Anstrengungen haben sich gelohnt. Um allerdings wieder auf das Vor-Corona-Niveau zu gelangen, müssten von der Politik weiterhin zielgenaue Unterstützungsangebote folgen, die auch bei den Betrieben ankommen. Fehlende Berufsorientierungsmaßnahmen und Unterrichtsausfälle haben viele bildungstechnische Löcher gerissen, die geflickt werden müssen. Vieles hängt von der Entwicklung der pandemischen Lage ab: Können beispielsweise die Berufsorientierungsangebote wieder stattfinden? Bieten Betriebe vermehrt Praktika an? Können Schulabgänger, die im vergangenen Jahr wegen der Krise keine Ausbildung begonnen haben, für eine Lehre im Handwerk gewonnen werden?

Welche Möglichkeiten haben Jugendliche, sich über Ausbildungsberufe bei der Handwerkskammer zu informieren?
Erste Infos zu Handwerksberufen inklusive eines Interessen-Checks gibt es auf der Homepage. Eine Möglichkeit für junge Menschen, konkrete Praktikums- und Ausbildungsplätze in der nahen Umgebung zu finden, bietet die beliebte Lehrstellenradar-App, auch im Internet. Auch ein Blick in die Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer lohnt sich immer. Darüber hinaus haben wir die wichtigsten Informationsplattformen auf unserer Homepage zusammengestellt.

Worauf sollten angehende Azubis bei der Berufswahl achten?
Sie sollten sich im Idealfall ihrer vorhandenen Neigungen und Talente bewusst sein. Wenn ein Berufswunsch bereits besteht, ist es von Vorteil, frühzeitig über Praktika zum einen herauszufinden, ob sich Berufswunsch und Realität decken und zu anderen ob der jeweilige Betrieb passt.

Wie kann die Handwerkskammer Jugendliche bei der Berufsauswahl unterstützen?
Die Berufsorientierungsangebote mit persönlichem Kontakt, wie etwa in den Lehrwerkstätten unserer Gewerbe-Akademie oder direkt in den Schulen, konnten in Zeiten von Corona leider nicht stattfinden. Wir hoffen, dass sich die Schüler bald wieder aktiv in unseren Werkstätten ausprobieren können. Auch den Schulen in der Handwerkskammerregion wollen wir vielfältige praktische Angebote anbieten, um die eigenen Stärken und Neigungen im Kontakt mit unseren Profis zu entdecken. Mit den Schulen und den für Berufsorientierung zuständigen Lehrern sind wir im regelmäßigen Kontakt. Darüber hinaus unterstützten wir digitale Angebote. Aktuell bauen wir die digitalen Angebote zur beruflichen Orientierung weiter aus.

Wann ist der passende Zeitpunkt, sich für eine Ausbildungstelle zu bewerben?
Je frühzeitiger die Berufswahl ins Blickfeld rückt, umso besser – zu spät ist es aber nie. Unsere Betriebe sind immer auf der Suche nach zukünftigen Fachkräften und mehrheitlich auch daran interessiert, diese selbst auszubilden. Der Mangel an Auszubildenden im Handwerk war und ist so groß, dass kein Bewerber unversorgt bleiben muss. Die Chancen für Schulabgänger, die sich für eine handwerkliche Ausbildung interessieren, stehen gut.

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