Angedacht: Gerhard Bernauer
Wie ein Kind: "Wow, ist das groß hier!"

Gerhard Bernauer | Foto: privat

Ein kleiner Junge rennt auf dem Bohlenweg, der von den Dünen zum Strand führt, als plötzlich der Weg endet und er mitten im Sand landet. Als er langsam wieder seinen Kopf hebt und sich umschaut, sagt er: „Wow, ist das groß hier!“ Offenbar war er zum ersten Mal auf einer Nordseeinsel mit ihrem schier endlosen Strand. Wahrscheinlich kannte er Sand bisher nur im Sandkasten in der Kita.

Ihr Begleiter durch die Woche

Diese kleine Geschichte von Andrea Schwarz fällt mir zum heutigen Dreifaltigkeitssonntag wieder ein, an dem es auf besondere Weise um Gott geht. So wie Kinder Sand oft nur auf einer kleinen Fläche auf einem Spielplatz kennen, so mag es mit unserem Gottesbild gehen. Aber Gott ist kein Sandkasten. Gott kann nur in einem weiten Herzen wohnen. Die biblischen Erfahrungen mit Gott sind voller unbegrenzter Entdeckungen und Möglichkeiten wie Wind und Weite, wie Ebbe und Flut, wie endloser Strand, wie Horizont, hinter dem es weitergeht.

Das christliche Glaubensbekenntnis nennt ihn deshalb dreifaltig – als Vater: Gott über uns, als Sohn: Gott mit uns, als Geist: Gott in uns. Keine drei Götter, sondern der eine Gott in drei Dimensionen: als Segen über uns, als Begleiter mit uns, als Kraft in uns.

Da mag es mir manchmal ergehen wie dem kleinen Jungen, dass ich ins Staunen komme und feststelle: „Wow, ist das groß hier!“

Der bedeutende Theologe Karl Rahner hat es einmal so auf den Punkt gebracht: „Glauben heißt, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten.“ Der heutige Dreifaltigkeitssonntag lädt dazu ein, im Glauben an diesen Gott ein weites Herz zu haben.
Gerhard Bernauer, Pfarrer i. R., Offenburg

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