Herwig Schäfer im Sonntagsporträt
Staatsanwalt mit Affinität zur französischen Kultur

Herwig Schäfer setzt sich als Leitender Oberstaatsanwalt für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Justizbehörden ein und wurde im Februar mit der Médaille d’honneur des services judiciaires der französischen Justiz geehrt.  | Foto: Michael Bode
  • Herwig Schäfer setzt sich als Leitender Oberstaatsanwalt für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Justizbehörden ein und wurde im Februar mit der Médaille d’honneur des services judiciaires der französischen Justiz geehrt.
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Offenburg Von Ostwestfalen nach Südbaden? Herwig Schäfer ist 1959 im nordrheinwestfälischen Bünde an der Landesgrenze zu Niedersachsen geboren und dort aufgewachsen, in Bielefeld hat er das Abitur gemacht. Die Zentrale Vergabe für Studienplätze (ZVS) war der schicksalhafte Auslöser für den Beginn seines Jura-Studiums in Saarbrücken. Seine Affinität zur französischen Sprache und Lebenskultur gab den Ausschlag für einen Auslandsaufenthalt an der Universität in Lausanne. Das Studium schloss er in Freiburg schließlich mit dem zweiten Staatsexamen ab.

Dresden war eine beeindruckende Station

"Die Justiz in Baden-Württemberg bietet, anders als in manch anderen Bundesländern, die Möglichkeit, zwischen den Aufgaben als Richter an Gerichten und denen der Staatsanwaltschaften wechseln zu können", nennt der heute 63-Jährige für ihn wichtige Argumente, am Oberrhein geblieben zu sein. Als Assessor gehören das Amtsgericht Donaueschingen, das Landgericht Freiburg und erstmals die Staatsanwaltschaft Offenburg in den Jahren 1991 und 1992 zu seinen Stationen. Von dort wurde der damals junge Staatsanwalt für die drei folgenden Jahre nach Dresden abgeordnet. Seine Aufgabe nach der Wende: an der Aufarbeitung des Unrechts durch die DDR-Staatssicherheit und der SED-Diktatur mitzuwirken. Als erschütternd empfindet Schäfer noch heute, welche Details und Interna über die Diktatur er so aus dem Blickwinkel eines Staatsanwalt erfahren hat. Die Reichtümer an Kultur und Geschichte, die die Metropole biete, bringen ihn ins Schwärmen. "Meine Leidenschaft für die Klassik und die Oper ist in Dresden begründet", ist er begeistert. Dieser Leidenschaft konnte er später in Karlsruhe wieder frönen.

Denn von Sachsen zog es Schäfer zurück in den Südwesten. Nach Jahren als Richter beim Amtsgericht Villingen-Schwenningen und dem Landgericht Baden-Baden wechselte Schäfer die Verfahrensseite: 2000 folgte die Abordnung zur Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe. Nach vier Jahren ereilte ihn der Ruf zur Staatsanwaltschaft Baden-Baden, deren stellvertretender Leiter er ab Juli 2005 bis zu seinem Wechsel im Mai 2008 als Leitender Oberstaatsanwalt nach Offenburg war. "Europa lebt", beschreibt Schäfer praktizierte Zusammenarbeit mit den Straßburger Behörden, die er maßgeblich forciert hat: "Das grenzüberschreitende Arbeiten hat einen großen Reiz." Zwischen dem Elsass und der Ortenau vereinheitlichte Rechtshilfe-Formulare, die zudem von den jeweiligen Justizministerien anerkannt und landesweit im Einsatz sind, sind ein Beispiel.

Projekte gegen Kriminalität über den Rhein

Ein Zweites ist die Sicherung von Videoaufnahmen aus der Tram zwischen Kehl und Straßburg auf Zuruf, erklärt Schäfer die unter seiner Mitwirkung vereinbarten Regelungen. Bei der Ausgestaltung eines aktuellen Ortenauer Projekts ist Schäfer ebenfalls ein Mitinitiator: Das Haus des Jugendrechts in Kehl einen zusätzlichen Schwerpunkt im Visier: die Strafverfolgung französischer Jugendlicher mit elsässischen Kollegen unter einem Dach mit vereinheitlichten Akten und direkter Kommunikation für eine zeitnahe Sanktionierung.

Die Vermittlung von Werten setzt sich im privaten Engagement fort. "Kirche ist für mich ein Anlaufpunkt, deren diakonische Arbeit ungemein wichtig", sagt Schäfer und so engagiert er sich im Ältestenkreis der evangelischen Auferstehungsgemeinde und im Paul-Gerhardt-Werk. Zudem hat er den SC Freiburg für sich entdeckt. "Ein toller Verein mit einer herausragenden Philosophie", schwärmt der regelmäßige Stadionbesucher.

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