Angedacht: Ruth Scholz
Ostern zwischen schon und noch nicht
Als die Corona-Epidemie begann, wurde überlegt, ob man Ostern dieses Jahr nicht verschieben oder gar ausfallen lassen sollte. Die Kirchen entschieden schnell: Nein, das Fest soll stattfinden! Doch warum macht es Sinn, an diesem Fest auch in diesem Jahr, in dem Feiern nur schwer möglich ist, dennoch festzuhalten?
Zum einen feiert Ostern ein Ereignis, das schon vor fast 2000 Jahren stattfand: Jesus ist auferstanden vom Tod. Das ist heute in Zeiten der Corona-Epidemie genauso wahr wie im vergangenen Jahr. Also können wir es auch feiern, wenn auch mit Kontaktverbot.
Doch allein, dass da einer mal auferstanden ist, wäre vielleicht nur ein sehr kleiner Anlass zum Feiern. Verbunden mit Ostern ist vielmehr die Zusage: Jesus lebt und auch du wirst leben! Darum feiert das Osterfest das Leben. Es findet nicht umsonst auf der Nordhalbkugel der Erde, auf dem das Fest ja auch entstanden ist, im Frühjahr statt, in dem das Leben wieder neu aufblüht, auch in diesem Jahr. Es feiert das Leben, das uns geschenkt wurde und das wir leben und genießen dürfen. Das mit dem Genießen ist in diesen Tagen zugegebenermaßen eher schwieriger, aber wo zum Beispiel, wie in meiner Nachbarschaft, Balkonsingen stattfindet, oder ein kleines Lächeln im Supermarkt den gebotenen Abstand überwindet, wo manche Gaststätte leckeres Essen ausliefert, da wird dennoch etwas davon möglich.
Jesus lebt und auch du wirst leben, diese Zusage meint aber in allererster Linie das Leben nach dem Tod, dasjenige, das wir noch nicht haben oder erleben. Ostern feiert das Leben, das kommen wird und noch nicht da ist. Und gerade dieses Leben zu feiern, macht doch Sinn in einer Zeit, in der so viele Menschen an Corona sterben. Noch wissen wir nicht, wie viele und wen es alles noch treffen wird. Seit Jesu Auferstehung gilt uns aber die Zusage, dass alle diese Menschen und natürlich auch alle anderen Toten werden leben dürfen.
Jesus lebt und auch du wirst leben! Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Frohe Ostern!
Dr. Ruth Scholz
Dekanatsreferentin Offenburg-Kinzigtal
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