Sonntagsporträt: Frank Leonhardt
Die Elektronik ist seine Leidenschaft

In dem Museum "TEMOpolis" in Ohlsbach gibt es Technik von gestern und von morgen zu bestaunen. Auch zukünftige Entwicklungen werden thematisiert. | Foto: Michael Bode
  • In dem Museum "TEMOpolis" in Ohlsbach gibt es Technik von gestern und von morgen zu bestaunen. Auch zukünftige Entwicklungen werden thematisiert.
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Offenburg. Er gilt als einer der Pioniere des Privatradios in Baden-Württemberg und ist Mitinitiator des "Technischen ZukunftsMuseums" in Ohlsbach: Frank Leonhardt. Will man sein Leben in Schlagwörtern beschreiben, dann treffen es wohl diese am besten: Radiomensch, Journalist, Unternehmer und leidenschaftlicher Weingenießer. Der 69-Jährige behauptet von sich selbst, ein Nachtmensch zu sein, da ihm der Tag für seine Projekte nicht reicht. Schon sein Vater hat viel gearbeitet. Dieser fungierte als Tierarzt zunächst in der Nähe von Dresden. Dort ist Frank Leonhardt auch geboren. „Ich bin Sachse, fühle mich aber als Badener“, erzählt er mit einem Lächeln im Gesicht. Als der Vater 1953 von der Stasi aufgefordert wurde, sein Umfeld zu bespitzeln, beschloss die Familie zu fliehen. Der damals vierjährige Frank traf, nur mit dem Allernötigsten bepackt, bei seinen Verwandten in Lahr ein. Später zog es die Familie nach Offenburg. "Im Westen waren wir frei", beschreibt Frank Leonhardt sein Gefühl von damals.
Als Kind verfolgte der heute fünffache Großvater mit einem kleinen Philips Radio auf Mittelwelle englische Piratensender. Dabei faszinierte ihn die Vorstellung von einem Schiff vor der englischen Küste, auf dem ein Diskjockey Radio machte. Später, im Jahr 1999, verwirklichte Leonhardt seinen Traum. Er charterte vor der holländischen Küste zusammen mit Gleichgesinnten ein Schiff und sendete für mehrere Tage von hoher See sein eigenes Radioprogramm. Dies war, wie er stolz sagt, "bis nach Spanien zu hören". Die Jugend verbrachte Leonhardt in Albersbösch. Nach der Schule folgte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Das Studium hat er zwar abgeschlossen, aber: „Ich habe es eigentlich nicht gebraucht." Heute bedauert Frank Leonhardt, dass er stattdessen keine Lehre in der Radiofunktechnik gemacht hat. Denn die Elektronik war schon immer sein Hobby. Als lizensierter Funkamateur verbrachte der Vater zweier erwachsener Kinder viel Zeit mit dieser Technik. Er verfügt über eine Sammlung von mehreren hundert alten Radios und hat über fast 30 Jahre eine Zeitschrift für Radiofans herausgebracht.

Piratensender und ein freies privates Radio

Die Leidenschaft für das freie Radio, insbesondere für Piratensender der 1960er-Jahre, ist ihm heute noch anzumerken. 1987 war es endlich so weit und Frank Leonhardt ging laut eigenen Angaben als dritter baden-württembergischer privater Hörfunk mit „Radio Telstar Offenburg“ auf Sendung. Unterstützt wurde er damals unter anderem vom Gründer des Stadtanzeigers und des Gullers Wolfgang L. Obleser, der ihm in seinen Zeitungen eine Plattform gab. Mit seinem privaten Hörfunksender wollte Frank Leonhardt ein Kontrastprogramm zum damaligen Heimatradio setzen und vor allem die jungen Menschen ansprechen.
Mit der Novellierung des Landesmediengesetzes endete 1992 allerdings der Spaß vom eigenen Radio. Denn das Gesetz sah nur noch einen Sender in Offenburg vor. "Wir haben nicht das Geld und die Macht gehabt", bedauert er. Um Geld ging es ihm in seinen Projekten sowieso nie: "Bei mir war ein Projekt nie etwas Kommerzielles. Das einzige war meine Firma." Bereits 1975 eröffnete Leonhardt, zunächst in der Okenstraße 59, ein Fachgeschäft für Elektronik, Computer und Hifi. Später zog das Geschäft in das heutige Industriegebiet In der Jeuch. Stolz ist er laut eigener Aussage darauf, als einer der ersten in Deutschland CB-Funk-Geräte verkauft zu haben. "Das waren unsere goldenen Jahre", erzählt er. Doch mit dem Aufkommen des Internets Ende der 1990er-Jahre hat sich Frank Leonhardt sukzessive aus dem Ladengeschäft zurückgezogen. "Das Internet ist für den klassischen Einzelhandel in allen Branchen tödlich", stellt er fest. Über die Fotografie kam er anschließend zum Journalismus und arbeitet unter anderem für den Guller.
Eine weitere Leidenschaft des Vegetariers Frank Leonhardt ist der Wein. Zusammen mit seiner Frau Sigrid absolvierte er die Ausbildung zum Weinguide. Das momentan größte Projekt ist jedoch das Museum "TEMOpolis". Hier kann er seine Erfahrungen aus der Elektronik mit seinen kulturellen Projekten gut verknüpfen und verrät uns: „Ich möchte in Ohlsbach demnächst eine 'technische Weinprobe' anbieten.“

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