Medienpräventionsprogramm
Balance zwischen realer und virtueller Welt
Oberkirch (st). Trainingsprogramm „Protect“ sensibilisiert Schüler ab zwölf Jahren für den eigenen Computerspiel- und Internetgebrauch und fördert den gesunden Umgang mit digitalen Medien. Präventionsprojekt erstmals an Schulen in der Ortenau. Zwei Oberkircher Schulsozialarbeiterinnen als Trainerinnen zertifiziert.
Jutta Kempf, Schulsozialarbeiterin an der August-Ganther-Werkrealschule in Oberkirch, war schon seit längerem auf der Suche nach einem Medienpräventionsprogramm. Denn nicht erst seit der Corona-Pandemie und den Monaten des Home-Schoolings ist eine Balance zwischen der realen und virtuellen Welt wichtig. Fündig wurde Jutta Kempf passenderweise im Internet. Dort stieß sie auf das Präventionsprogramm „Protect“. Zusammen mit ihrer Kollegin Rahel Hamerschmidt qualifizierte sie sich durch eine mehrtätige Online-Fortbildung als Trainerin für das Programm. Im Rahmen dieser Qualifizierung entstanden auch die Materialien, die beide nun einsetzen. Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Schulsozialarbeiterinnen von der Werkrealschule und der Realschule zusammenarbeiten. „Wir haben schon den Medienpräventionselternabend gemeinsam organisiert“, berichten Rahel Hamerschmidt und Jutta Kempf im Gespräch mit dem „Rundblick“. Aber insbesondere freut es sie, dass nun das deutlich größere Präventionsprogramm gemeinsam umgesetzt wird. „Es findet erstmals in der Ortenau statt und beruht auf Forschungsergebnissen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.“
Aktive und spielerische Vermittlung der Inhalte
Das Präventionsprogramm findet in vier Doppelstunden in vier aufeinander folgenden Wochen statt. Die teilnehmenden siebten Klassen sind so aufgeteilt, dass 15 Schüler das Modul Protect-Info beziehungsweise Protect-Training im Wechsel absolvieren. „Gegenstand sind Handy, Computer und Konsole – alles Geräte, die Jugendliche in dem Alter kennen und regelmäßig nutzen.“ Das Internet hält für die Jugendlichen mit Gamen, Chatten oder Surfen viele für sie attraktive Freizeitmöglichkeiten bereit. Aber bis zu sechs Prozent aller Jugendlichen in Deutschland nutzen das Internet so intensiv, dass es ihre Lebensqualität auf sozialer, psychischer oder körperlicher Ebene massiv beeinträchtigt. „Hier setzt Protect an“, berichtet Rahel Hamerschmidt. „Es zeigt die Vor- und Nachteile der virtuellen Welt auf und hilft eine Balance zwischen ihr und der realen Welt zu finden.“ Überzeugt sind die beiden Schulsozialarbeiterinnen vom Ansatz des Präventionsprogramms. „Die Jugendlichen werden fit gemacht, damit sie sich sicherer in der virtuellen Welt bewegen können“, schildert Jutta Kempf das Ziel des Programms. Protect regt dazu an, über das reale und das virtuelle Leben nachzudenken. Und wie wichtig es sei auch in der realen Welt unterwegs zu sein. Mit dem eingängigen Bild der Balkenwaage seien die Ziele und Inhalte für die Schülerinnen und Schüler leicht verständlich. „Ihnen soll klar werden, dass es ihnen gut tut, wenn sie zwischen beiden Welten wechseln können“, erläutert Hamerschmidt. Die angesprochenen Themen werden dabei auf aktive und spielerische Weise vermittelt. Grundsätzlich ist Medienprävention nicht nur Teil der Schulsozialarbeit sondern auch Thema im Unterricht an den Schulen.
Balance zwischen realer und virtueller Welt wichtig
Wie wichtig der Ausgleich in der realen Welt für die Schüler ist, können die beiden erfahrenen Schulsozialarbeiterinnen aus eigener Anschauung berichten. Nach den Monaten des Home-Schoolings empfehlen sie reale Begegnungen und Freizeitangebote. Denn vielfach haben die Jugendlichen dasselbe in der Zeit vermisst: „Raus gehen, sich treffen - suchen und schätzen die Jugendliche in dem Alter“, berichten übereinstimmend die beiden. Daher sei die Freude groß gewesen unter den Jugendlichen, als es dann wieder möglich war miteinander zu reden und sowas banales wie Fußball zu spielen. Dankbar sind Jutta Kempf und Rahel Hamerschmidt dafür, dass die Realschule Oberkirch und die August-Ganther-Werkrealschule die Sinnhaftigkeit des Präventionsprogramms „Protect“ für ihre Schüler auch sehen. Denn schließlich muss die Schule bereit sein die Zeit für das Programm innerhalb der regulären Unterrichtszeit zu investieren. Doch der Ansatz des Programms, welcher schnell die Chance für einen persönlichen Austausch ermöglicht, wusste auch dort zu überzeugen. „Das Programm verfügt über sehr gutes Material für Trainer und Teilnehmer“, schildert Jutta Kempf. „Die Schüler sprechen sehr gut auf die Materialien und Inhalte an“, ergänzt Rahel Hamerschmidt. Durch die vermittelten Handlungsstrategien wird es den Jugendlichen auch nach den vier Doppelstunden möglich sein, sich für den Alltag etwas bereit zu legen, was einen Wandel bezüglich Verhalten oder Gedanken ermöglicht. „Das Programm gibt eine wichtige Handreichung und Impulse für das Erwachsen werden“, zeigen sich beide überzeugt. Es sei ein guter Baustein im Umgang mit der virtuellen Welt.
Geplant ist, das neue Angebot der Oberkircher Schulsozialarbeit auch künftig für die Schüler der siebten Klasse anzubieten. Mit den beiden zertifizierten Trainerinnen liegen dafür beste Voraussetzungen vor.
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