„Altes Spital“ wird zum neuen Schmuckstück

Architekt Jürgen Caruso, Heimdirektor Marco Porta und Bürgermeister Thorsten Erny beim Rundgang im Dachgeschoss des „Alten Spitals“ - im Hintergrund sieht man das tragende und bereits sanierte Gebälk. | Foto: Stadt Gengenbach
  • Architekt Jürgen Caruso, Heimdirektor Marco Porta und Bürgermeister Thorsten Erny beim Rundgang im Dachgeschoss des „Alten Spitals“ - im Hintergrund sieht man das tragende und bereits sanierte Gebälk.
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Gengenbach Mauerwerk aus drei Jahrhunderten verbirgt sich hinter der historischen Fassade des "Alten Spitals". Die Wände aus Naturstein und verschiedenen Generationen gebrannter Steine erzählen Geschichte. Architekt Jürgen Caruso hat bei der Entkernung der alten Bausubstanzen einige Überraschungen erlebt. Das „Alte Spital“ musste für die brandschutztechnischen Maßnahmen komplett entkernt werden und dadurch kam eine teilweise stark marode Bausubstanz zum Vorschein. Bürgermeister Thorsten Erny und Marco Porta, Heimdirektor Pflege- und Betreuungsheim Ortenau Klinikum und Investor der Baumaßnahme, machten sich bei einem Rundgang ein Bild vom aktuellen Stand der aufwändigen Sanierungsarbeiten.

Jürgen Caruso sieht es positiv „Wir hatten Glück, dass wir für die brandschutztechnischen Maßnahmen die Decken und Wände öffnen mussten. Erst dadurch wurde der schlechte Zustand von tragenden Balken und Wänden sichtbar.“ Das Gebäude ist ein Zweispänner, das heißt alle Räume werden über einen mittig angeordneten Flur nach rechts und links erschlossen. Der Eingangsbereich kann von zwei Seiten, von der Vorder- und der Rückseite betreten werden, der Eingang über Rückseite wird zukünftig barrierefrei sein. Dafür wird das Außengelände im Zuge des Neubaus um rund 70 Zentimeter zur Leutkirchstraße angehoben. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde auch der Aufzugsschacht bereits einbaut. Überall wo es notwendig war wurden die tragenden Bauteile bereits ersetzt und verstärkt. Die intakten historischen Baustoffe werden erhalten und zum Teil auch nach der Sanierung sichtbar sein. Die Holzfenster (Kastenfenster) werden zum Beispiel zum Großteil erhalten und nach der Sanierung wird die innere Glasscheibe durch ein Wärmeschutzglas ersetzt.

Besonders beeindruckend ist das tragende Gebälk im zweiten Obergeschoss, das nach der Sanierung teilweise sichtbar sein wird. Sogar ein paar wenige Quadratmeter Stuckdecke sind erhalten sowie die historischen Treppenaufgänge. Diese werden nach dem Eingangsportal der imposante Mittelpunkt dieses Kulturdenkmales darstellen. Die Sanierung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und wird von einem Restaurator begleitet. Unter seiner Anweisung wird auch das Sandsteinportal zur Leutkirchstraße hin saniert und konserviert.

270 Jahre nach der Grundsteinlegung am 12. Mai 1753 wird das historische Gebäude nun entkernt, energetisch saniert und zu modernen Büroräumen ausgebaut. Die Fassade auf der Ostseite, an die das Krankenhaus von 1953 angebaut war, wird wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgebaut.

Das gesamte Neubauprojekt auf dem ehemaligen Klink-Areal steht im Bezug zum „Alten Spital“. Die Ideen und Pläne für das Gesundheitszentrum wurden auf das historische und prägende Gebäude abgestimmt, so dass sich der Neubau harmonisch in die Umgebungsbebauung einfügt.

Für Marco Porta, Heimdirektor des Ortenau Klinikum, wird das „Alte Spital“ zukünftig das Herzstück des Gesundheitszentrums sein. Darin einziehen wird hauptsächlich die Geschäftsführung und Verwaltung des Medizinischen Versorgungszentrums Ortenau (MVZ Ortenau).

Bürgermeister Thorsten Erny unterstrich die Bedeutung der Sanierung durch das Ortenau Klinikum. Neben dem Neubau des Zentrums für Gesundheit war das eine weitere Säule der Nachnutzungs-vereinbarung für das Areal der ehemaligen Stadtklinik. „Wir sind sehr dankbar, dass das Ortenau Klinikum diese Sanierung in Angriff nimmt und damit ein weiteres ortsbildprägendes Kulturdenkmal in unserer Stadt für die Zukunft sichert.“

Die Kosten für die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes mit etwa 1.210 Quadratmeter Gesamtnutzfläche wird im Moment auf über drei Millionen Euro geschätzt.

Die Geschichte rund um den Bau und die Nutzung des „Alten Spitals“ hat Dr. Martin Ruch im Buch zum Jubiläum der Stadtklinik 2003 „Geschichte der Stadtklinik St. Martin Gengenbach“ ausführlich dokumentiert. Es wird von einzelnen Schicksalen und Diagnosen der Bewohner des Spitals bis zur Übernahme der Pflege durch die Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu 1876. Das war der Grund für die Ansiedlung der Ordensgemeinschaft und die Entstehung des Mutterhauses in Gengenbach.

„Die Wohltätigkeit Gengenbachs errichtete im Jahr 1756 den Armen dieses Spital.“ So lautet die Inschrift über dem verzierten Eingangsportal aus Sandstein des „Alten Spitals“. Bis 1952 erfüllte das „Alte Spital“ seine Funktion für die stationäre Krankenhausversorgung.

Bürgermeister Thorsten Erny ist sich sicher, dass in naher Zukunft mit der Sanierung des „Alten Spitals“ ein weiteres Schmuckstück in der Innenstadt entstehen wird. Die Fertigstellung ist bis zum Frühjahr 2024 geplant.

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