Bilanz 2021 der Durbacher Winzer
Ein sehr herausforderndes Weinjahr

Im Weingut Glanzmann trafen sich die Durbacher Winzer, um Bilanz des Weinjahres 2021 zu ziehen. | Foto: gro
2Bilder
  • Im Weingut Glanzmann trafen sich die Durbacher Winzer, um Bilanz des Weinjahres 2021 zu ziehen.
  • Foto: gro
  • hochgeladen von Christina Großheim

Durbach (gro). Die Hauptweinlese in Durbach ist beendet, nur wenige der Weinbaubetriebe versuchen noch, eine Trockenbeerenlese oder einen Eiswein zu bekommen. Das Fazit der Weinbaubetriebe beim Herbstgespräch: Der Jahrgang 2021 war herausfordernd, der Wein überzeugt mit seiner Qualität, doch der Ertrag ist gering. Die Lese begann in den meisten Betrieben um den 20. September und endete rund vier Wochen später.

Bilanz wurde am Donnerstag, 28. Oktober, auf dem Bioweingut Glanzmann in Ebersweier gezogen. Dessen Eigentümer, Alexander Spinner-Glanzmann, eröffnete den Reigen: "Die Erntemenge war deutlich kleiner als im Vorjahr." Rund 30 Prozent weniger stellte er im Durchschnitt fest, der Frost im Frühjahr habe auch seine Rebflächen erwischt. Der nasse Sommer sei gerade für Biowinzer wegen der Schädlinge und Pilzkrankheiten eine Herausforderung gewesen. "Wir haben sie angenommen und den Kampf gewonnen", zeigt er sich zufrieden. "Der Wein ist feinfruchtig mit einer schönen Säurestruktur."

Geringere Mengen

Durch die Lage im Seitental Lautenbach war das Weingut Huber vom Frost weniger stark betroffen, berichtet Christian Huber. Dennoch liege in seinem Betrieb der Ertrag zwischen 20 und 25 Prozent unter dem des Vorjahres. "Der Verlierer dieses Jahres war der Spätburgunder", findet Huber. Die Gewinner seien Riesling, Weiß- und Grauburgunder. "Der nasse Sommer war anstrengend", so der Winzer.

Die Austriebe an den Traminerreben sind im Weingut Wörner im Sendelbach durch den Frost zur Hälfte erfroren. "Durch die Nässe im Sommer sind die Beeren deutlich gewachsen und sie drohten zu platzen", stellt Matthias Wörner fest. Er habe noch vor der eigentlichen Weinlese mit einer Negativlese begonnen, um Krankheiten an den Weinstöcken zu verhindern. "Wir vergären ausschließlich mit den wilden Hefen aus dem Weinberg", erklärt er den Grund. Deshalb sei während der Lese sehr selektiv vorgegangen worden, um nur gesunde Trauben in den Keller zu bekommen: "Der Wein ist sehr saftig, das macht ihn lebendig mit einer starken Mineralisierung."

Frostschäden bei den frühen Sorten

Aufgrund der Frostschäden waren die Sorten Chardonnay, Traminer und Gewürztraminer beim Weingut Schwörer die großen Verlierer 2021. "Wir hatten bei diesen Sorten ganz geringe Erträge", stellt Inhaber Josef Rohrer fest. In diesem Jahr habe es genug Wasser gegeben, die Reben hätten wachsen können. Allerdings sei der richtige Zeitpunkt für den Pflanzenschutz wichtig gewesen. Die Lese habe normal begonnen. "Wir sind mit den Qualitäten sehr zufrieden", so Rohrer. Die Gärung im Keller sei zügig und problemlos erfolgt. Er erwartet frische, fruchtige Weine.

Hart getroffen haben die Wetterunbillen das Weingut Markgraf von Baden Schloss Staufenberg, so Önologe Frederic Kirch. Je nach Sorte seien 35 bis 90 Prozent der Stöcke in den besten Lagen vom Frost betroffen gewesen. Dann seien noch Pilzkrankheiten dazugekommen. "Wir haben über den ganzen Betrieb eine Einbuße von 60 Prozent bei den Erträgen", so der Winzer. Deshalb habe man sich entschieden, 2021 keinen Rotwein auszubauen, sondern aus den Spätburgundertrauben Rosé zu machen. Die Weine seien deutlich leichter als die im Vorjahr mit einer frischen Säure.

Im Keller alles gelungen

40 Prozent des Ertrags werden der Winzergenossenschaft Durbach fehlen. "Das sind eine Million Liter", so Geschäftsführer Stephan Danner. "Das ist die kleinste Ernte seit 60 Jahren." Die Frostnacht im April habe die Augen, die Stellen an denen die Reben Austriebe bilden, frieren lassen. "Die Arbeit im Weinberg war durch den Pflanzenschutz sehr fordernd", so Danner. Trotz der geringen Mengen hätten die Winzer auch stark selektieren müssen. Er lobte diese für ihre gute Arbeit.  "Die Qualitäten sind toll", gerät er fast schon ins Schwärmen. "Der Wein ist blitzsauber durch den Keller gelaufen. Wir haben alle Qualitätsstufen, nur keine edelsüßen Weine." Auch die WG hat den Spätburgunder als Rosé und Weißherbst ausgebaut. In seiner kurzen Bilanz zum Weingut Vollmer, die er stellvertretend übernommen hatte, stellte er fest: Auch diese Seitentallage sei vom Frost relativ verschont geblieben. Die jungen Weine seien frisch und fruchtig. 

Christian Idelhauser, Kellermeister des Schwarzwaldweinguts Andreas Männle, fasste das Weinjahr so zusammen: "Wir wurden stark durch den Frost getroffen, der Pflanzenschutz war herausfordernd. Wir haben nur 45 Prozent der Erntemenge des Vorjahres erreicht. Es fehlt einiges an Weinen." Aber die Weine des Jahrgangs seien fruchtig und rassig: "Der Kunde kann sich auf schöne Weine freuen."

Glück im Unglück

Andreas Laible, Weingut Laible, erzählte, dass für ihn nach den Frostnächten um Ostern das Thema Weinjahr 2021 eigentlich durch gewesen sei. "Der Frost hatte massiv zugeschlagen und ich habe befürchtet, dass wir viele Reben ersetzen müssen", so Laible. Doch dann habe es einen späten Austrieb gegeben - unterschiedlich über die Sorten hinweg. Traminer und Gewürztraminer hätten kaum Ertrag gebracht, auch beim Chardonnay sei die Menge gering gewesen. Doch das, was reifte, begeistert den Winzer: "Durch den Regen ist die nötige Feuchtigkeit in den Boden gekommen. Die Weine haben eine schöne Mineralität, sie sind richtig gut und stoffig. Sie haben alles, was ein großer Wein braucht."

Alexander Laible vom gleichnamigen Weingut ist mit dem Jahrgang extrem zufrieden - "wenn man den Kampf im Weinberg weglässt". Es sei gelungen, den Kampf gegen den Pilz an den Weinstöcken zu gewinnen, die Weinqualität sei sehr zufriedenstellend. "Die Lese war entspannter als im Vorjahr", so Laible. "Die Weine sind stoffig, mineralisch, begeisternd und haben nicht so viel Alkohol. Auch bei ihm fiel die Erntemenge um 30 Prozent geringer aus als in den Vorjahren. 

Goldener Herbst bringt Oechsle

"Wir waren glücklich über den goldenen Herbst, der noch kam", stellt Silvia Männle vom Weingut Heinrich Männle fest. Denn die Sonne habe noch die fehlenden Oechsle gebracht. Die frühen Weinsorten wie Traminer und Chardonnay hätten unter dem Frost gelitten. "Wir konnten doch noch Spätburgunder mit 105 Grad Oechsle ernten und so auch Rotwein machen", beschreibt sie. Die Qualität sei zufriedenstellend, doch mengenmäßig handele es sich um einen der schlechtesten Jahrgänge in der Geschichte des Weinguts. 

Stephan Danner gab noch einen kurzen Ausblick auf die Lage in der gesamten Ortenau: "Überall sind die Mengen gering. Einer der Kollegen nannte die diesjährige Lese eine Osterhasenernte. Man habe die Trauben wie Ostereier suchen müssen." Und noch eines machte er deutlich: "Die Preise werden steigen. Allerdings nicht wegen des Frostes. Die Kosten in den Betrieben sind enorm gestiegen. Seit 48 Monaten kommen Auflagen wegen Umwelt- und Klimaschutz auf die Landwirte und Winzer zu. Diese Belastungen müssen bezahlt werden. Hinzu kommt dann noch die kleine Ernte." Danner rechnet damit, dass die Preise für Ortenauer Wein um rund fünf Prozent steigen werden. 

Absatz im Lockdown

Das große Interesse der Privatkunden an den Weinen habe während des Lockdowns die fehlende Nachfrage der geschlossenen Gastronomie aufgefangen, so Josef Rohrer. Die Winzer schilderten, dass viele Kunden über das Internet Wein gekauft hätten. "Vor allem im absoluten Topsegment", berichtet Andreas Laible. Die Menschen wollten sich etwas gönnen. Auch im Lebensmittelhandel sei die Nachfrage während des Lockdowns gestiegen, so Danner. Nun ziehe die Nachfrage aus der Gastronomie wieder an.

Im Weingut Glanzmann trafen sich die Durbacher Winzer, um Bilanz des Weinjahres 2021 zu ziehen. | Foto: gro
Die Weinlese in Durbach ist vorbei. | Foto: gro

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.