Stefan Schaub gibt Seminare für klassische Musik
Appenweier. Wie funktioniert klassische Musik? Wenn es jemand weiß und vor allem erklären kann, dann ist es Stefan Schaub. Der Appenweierer ist einer der anerkanntesten
Musikpsychologen Deutschlands und in der Region vor allem für seine
Klassikvorträge am „Montag nach Aschermittwoch“ im Offenburger Salmen
und „Klassik unter der Lupe“ in der städtischen Veranstaltungsreihe
„gong Achern“ bekannt. Überregional, bis in die Schweiz und nach
Italien, hat er sich einen Namen mit seinen Seminaren für klassische
Musik gemacht.
Man will ihm kaum glauben, dass er aus einem Elternhaus stammt, in dem Musik gar keine Rolle spielte. „Ein echtes Schlüsselerlebnis hatte ich mit etwa zwölf Jahren, als ich eine
Beethoven-Sinfonie im Radio gehört habe“, erzählt der 62-Jährige.
Begeistert folgte er dem Musikunterricht am Grimmelshausen-Gymnasium in
Offenburg, blieb seinem Ziel aber dennoch treu, einmal Psychotherapeut
zu werden. „Mein Berufswunsch stand für mich während meiner ganzen
Schulzeit fest. Schließlich konnte ich mich doch nicht für ein Studium
entscheiden und belegte einfach zwei Hauptfächer: Psychologie und
Musikwissenschaft“, so Schaub.
Die Verbindung beider Fachgebiete fand Schaub in der Frage: „Warum funktioniert Musik so wie sie funktioniert?“ Schon immer hätten ihn die unterschiedlichen Reaktionen
der Menschen auf Musik interessiert. Stefan Schaub gibt ein Beispiel:
„Zwei Menschen sitzen in einem Konzert nebeneinander. Der eine schaut
ständig gelangweilt auf die Uhr, der andere ist völlig hin und weg.
Warum ist das so?“
Mit einer Promotion in Musikpädagogik und einem Diplom in Psychologie schloss Schaub sein Studium ab und stand vor der Entscheidung: Musik oder Psychotherapie. Er nahm eine
Assistentenstelle am Institut für Psychologie an der Uni Frankfurt an,
wo er anfangs auch weiter tätig war, als er 1982 zusammen mit seiner
Frau Beatrix wieder zurück nach Appenweier zog. Ein Jahr später aber
traf ihn die Idee wie aus heiterem Himmel, die „Seminare für klassische
Musik Dr. Schaub“ zu gründen.
„Ich war schon während des Studiums, als das Bafög ausgelaufen war, in der Erwachsenenbildung tätig und habe Kurse für Autogenes Training gegeben. Warum also sollte ich
nicht mal Kurse anbieten, die sich nicht mit psychologischen Themen,
sondern mit Musik befassen?“ An Schaubs erstem Seminar, für das er
bundesweit in großen Zeitungen Anzeigen schaltete, nahmen fünf
Klassik-Interessierte teil. Mittlerweile sind es 30 bis 35 Teilnehmer
pro Kurs. „Im Durchschnitt kommen die Leute 46 Mal in einen meiner
Kurse. Der Spitzenreiter, ein Mann aus Düsseldorf, war schon 176 Mal
dabei“, berichtet Schaub.
1300 Seminare hat er in diesen 31 Jahren gegeben, rund um klassische Musik vom Mittelalter bis heute. „Im deutschsprachigen Raum gibt es kein vergleichbares Angebot“, weiß der
Musikpsychologe. Besonders attraktiv sei für die Seminarteilnehmer,
Weiterbildung mit Urlaub im Schwarzwald verbinden zu können. In seinen
Seminaren trainiert Stefan Schaub die musikalische Wahrnehmung – das ist
das psychologische Element. Dazu gehört etwa, dass man die Instrumente
erkennt und warum sie gerade an dieser Stelle eingesetzt werden. „Die
Leute haben ganz andere Ohren, wenn sie rausgehen“, so Schaub.
Auch den geschichtlichen Hintergrund bringt Schaub seinen „Schülern“ nahe.
Das alles trage dazu bei, dass er immer wieder Sätze hört wie „Nun höre
ich die Oper schon seit 40 Jahren. Das ist mir aber noch nie
aufgefallen.“ „Wenn man das, was man hört, mit einem Hintergrund
verbindet, kommen Emotionen ins Spiel. Das ist beim Musikhören nicht
anders als beim Fußballschauen“, unterstreicht er. Er sei bekannt dafür,
jeden Seminarteilnehmer mit seiner Begeisterung anzustecken, denn seine
Vorträge seien alles andere als trocken: „Ich gestikuliere lebhaft,
erkläre mit Händen und Füßen und lasse so die Teilnehmer an meiner
eigenen Begeisterung teilhaben.“ Auch nach all den Jahren habe diese
Begeisterung für klassische Musik kein bisschen nachgelassen.
Privat allerdings verzichtet er eher darauf, Musik zu hören und genießt gerne
die Ruhe beim Nordic Walking. Wenn allerdings sein Sohn, ein
ausgemachter Heavy-Metaler, eine neue CD rausbringt, dann hört er sich
diese schon mal ganz gerne an.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.